Peru

Datum: Samstag, 13. Juli 2019, Position: Hostal Las Cabanas, Chucuito, nahe Puno am Titicacasee gelegen, Stimmung: Top!!

Eine Oase der Ruhe am Titicacsee

Ruhe und Sonne: Las Cabanas
Ruhe und Sonne: Las Cabanas

Ihr Lieben und Guten Zuhause und in aller Welt!


Wo fange ich an? Vielleicht bei der Schwierigkeit, zu überlegen, was wir als nächstes tun? Oder bei den “Cosas Peruanas”, die Donald so gern sammelt? Nickeligkeiten und Eigenheiten, die einem den Aufenthalt in Peru manchmal so richtig schwer machen können. Bei Dany, dem Mechaniker, der in Cusco erst eine Stunde mit uns in Landkarten schmökerte und Tips gab, und dann noch ein Interview mit uns führte? Oder bei den zwei Einladungen, die wir nach Manaus im Brasilianischen Amazonasgebiet bekommen haben?


Gut, die Wahl fällt auf diesen herrlichen Ort, an dem wir nun schon drei Nächte wirkliche Ruhe genossen haben. Kaum zu glauben, dass es hier in Peru einen Ort gibt, an dem nicht in irgendeiner Ecke der Müll herumgammelt, an dem so gut wie alles funktioniert, und gut in Schuss ist. Wo einmal nicht ständig Musik oder ein überlauter Fernseher (gern auch beides!) läuft.


Hier im Las Cabanas ist es einfach ruhig. Gerade als wir bemerken, dass man nicht einmal die ein paar Blocks entfernte Straße hört, kommt dann doch ein Mototaxi ohne Auspuff vorbei. Ansonsten: Ruhe. Die Sonne wärmt, und der wunderbar angelegte Garten schmeichelt dem Auge. Zudem kann man seinen Blick über den See schweifen lassen, der sich jenseits der Straße und den Landwirtschaftsflächen ausdehnt.


Unsere Unterkunft hat nicht nur einen Wintergarten, sondern auch einen Kamin. Denn sobald die Sonne hinter den Bergen versunken ist, wird es schnell ziemlich kalt. Nicht so kalt, vielleicht, wie man es auf 3800 Metern Höhe erwarten würde, aber ein paar Grad Minus sind am frühen morgen doch drin. Durch die Wärme, die der See speichert, und die Feuchtigkeit die er abgibt, ist hier Landwirtschaft möglich, die sonst nur in sehr viel tieferen Lagen betrieben wird. Unterschiedliche Arten von Kartoffeln und Oka (eine Sauerkleeart mit stärkehaltigen Wurzelknollen) gedeihen hier unter anderem. So erzählt es uns Juan, der Besitzer dieses Kleinods unter den Peruanischen Unterkünften.


Er ist vielleicht Mitte, Ende sechzig, sehr gebildet, und ein hochinteressanter Gesprächspartner. Über die Incas, die hier in Chucuito eine Provinzhauptstadt hatten, erzählt er uns, und dass er von Incas behauene Steine beim Setzen der Fundamente für seine Cabanas ausgegraben hat, die im Garten zu besichtigen sind.


Oder dass Tupac Amaru, der letzte Incakönig, nachdem er von den Spaniern in Cusco enthauptet wurde, in Einzelteilen über ganz Peru verstreut begraben wurde, sich der Legende nach die Teile aber durch die Erde wieder zusammenfinden, und, sobald der Kopf auf dem Körper sitzt, ein neues Incareich erstehen wird. Anscheinend glauben viele hier, dass dieser Moment kurz bevor steht.


Juan erzählt von den Ausgrabungen in Tiwanaku in Bolivien, die der Deutsche Alfred Posnanski Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts maßgeblich durchgeführt hat. Später anscheinend auch mit aktiver Hilfe der Nazis, die wegen Funden von Steinen mit Hakenkreuzornamenten gern ihre krude Legende um die Arische Abstammung von den Menschen aus Atlantis, die nach Bolivien ausgewandert seien, von wo sie dann… Ach egal, wie auch immer. Sie wollten damit wohl jedenfalls ihre Legende vom Tausendjährigen Reich stützen. Im Haus von Posnanski, in Boliviens Hauptsadt La Paz, heute ein Museum, sollen jedenfalls die Decken voll von Hakenkreuzen sein.


Juan erzählt, und wir staunen, und fragen nach. Eine gute Stunde spannt er Bögen zur Weltgeschichte, zu anderen Ländern und Kulturen, zeigt Unterschiede auf, und wir sind einfach nur tief beeindruckt.


Zuletzt zeigt er uns die kleine Privatkapelle auf dem Gelände, mit wunderbarer, zum Teil antiker Sakralkunst. Von ihm und seiner inzwischen verstorbenen Frau erbaut, beherbergt sie heute auch die Urne mit ihrer Asche.


Neben Juan arbeiten hier noch Edit und Jhony (was sich “Ioni” ausspricht). Auch sie sind ruhige und sehr entgegenkommende, freundliche Menschen. Es ist eine Freude, die wunderbaren, wenn auch einfachen, Mahlzeiten zu genießen, die sie zubereiten. Jhony bringt nicht nur das Feuerholz für den Kamin, er entfacht auch für uns das Feuer, das nach der dritten Nacht noch bis Nachmittags die Kaminöffnung so warm erhalten hat, dass man die Wärmestrahlung spüren kann. Wir haben heute sogar um 2 Uhr Mittags noch kleine Glutnester gefunden.


Wir sind hierher gekommen, weil uns Puno nicht gefallen hat. Zu groß und zu städtisch. Davon haben wir gerade echt genug.


Von Cusco aus sind wir durch zum Teil wieder herrliche Landschaften bis Pucará gefahren. Dort hatten wir uns das Hostel “Panamericano” ausgesucht, das uns aber nicht beherbergen wollte, sondern uns zu einem recht schäbigen Hostel um die Ecke geschickt hat. Zwei weitere Unterkünfte haben wir uns angesehen. Die eine war noch um einiges schlimmer und noch dazu teurer, die andere schickte uns wieder zu dem Hostel um die Ecke. Viel will ich dazu gar nicht sagen, nur dass die Betreiberin eine der am wenigsten engagierten Gastgeberinnen war, die wir in Peru angetroffen haben.Und das will schon etwas heißen. Gerade auf dem Lande fehlt den Hotel- und Hostalbetreibern oft auch nur das geringste Gefühl für so etwas wie Gastfreundschaft.


Gut, wir gingen wegen der Kälte im Zimmer um sieben ins Bett, standen früh auf, und fuhren weiter.

Vor Juliaca, der nächsten größeren Stadt hatte uns Dany, der Mechaniker aus Cusco bereits gewarnt. Er hatte die Kupplung der Triumph Tiger von Lula und Marta, dem Brasilianischen Paar aus Manaus repariert, die ebenfalls im Hostal Casa Grande in Cusco weilten. Und er hatte bereits auf unsere Anfrage in Facebook wegen Heikes Schiebegriff reagiert. Groß war die Freude, sich im wirklichen Leben zufällig zu treffen!


Dany erklärte uns, wie wir den schlimmsten Teil von Juliaca geschickt umfahren können. Er gab uns Tipps für Chile und Bolivien. Es war eine ganz besondere und schöne Begegnung.

Neben Lula und Marta hat uns auch der Motorradclub Amas Livras (Freie Seelen) nach Manaus eingeladen. Eine Abordnung von rund zwanzig Motorrädern fiel für eine Nacht im Hostal in Cusco ein.


Zwischenzeitlich haben wir ein paar mal neu geplant, und die Pläne wieder umgeworfen. Eigentlich haben wir genug von der Kälte. Das bedeutet, sich irgendwo in tiefere Lagen zu begeben. Der Norden Chiles wäre da ganz gut geeignet, oder Arequipa, im Südwesten Perus. Doch von Städten haben wir genug, auch wenn gerade Arequipa doch noch einmal ein Highlight sein soll. Bolivien war, nicht nur wegen der Höhe, auch wegen der zum Teil wohl noch schlechteren Sanitärsituation und den Problemen beim Sprit schon so gut wie draußen, aus unseren Plänen.


Juans Erzählungen, Donalds Empfehlungen und letztlich auch ein paar Routen- und Streckenberechnungen haben uns letztendlich dazu geführt, dass wir morgen gemeinsam mit Donald über Yunguyo nach Bolivien einreisen. In Copacabana am Ostufer des Titicacsees soll es sozusagen noch etwas “Bolivien Light” geben, bevor es dann Richtung Uyuni und dem von vielen Seiten über alles gelobten Salzsee weitergehen soll. Ob wir in La Paz Station machen, ist noch nicht ganz klar. Stadt halt…


Wir stellen uns darauf ein, dass wir in Bolivien noch einmal für einige Zeit recht heftig frieren werden. Aber danach, wenn wir die Anden Richtung Chile überquert haben, dürfte es doch, zumindest im direkten Vergleich, etwas milder werden. Das hoffen wir jedenfalls.


Also lassen wir Arequipa und den berühmten Colca Canyon aus. Der Canyon soll der tiefste Canyon der Welt sein. Trotzdem lohnt für uns der Umweg nicht. Und: dorthin zu fahren würde bedeuten, die selbe Strecke wieder zurück zu fahren, um nach Bolivien zu kommen. Nun sind wir diesem Land schon so nahe. Jetzt wollen wir nicht erst noch eine Ehrenrunde in Peru drehen. Zumal wir ja Ende August in Santiago de Chile sein wollen, um uns auf den Besuch aus Deutschland vorzubereiten. Da bleibt nur noch wenig Zeit, um herumzutrödeln, und das wollen wir dann doch lieber in Chile…


So, Ihr Lieben, es ist 17 Uhr, und ich muss noch auf die Plaza, um (hoffentlich) das Online-Formular für den Bolivianischen Zoll ausdrucken zu lassen. Darum schließe ich für heute meinen Eintrag, und wünsche Euch ein schönes Restwochenende.


Wir grüßen und drücken Euch herzlich,


Heike und Toshi

Datum: Sonntag, 7. Juli 2019, Position: Cusco Peru, Hostal Casa Grande, Stimmung: Gut!

Die Rasselbande
Die Rasselbande




Ihr Lieben, Schönen und Guten!



Wir freuen uns richtig einen Ast ab, wenn wir über das Kontaktformular erfahren, wer uns bei unserem Abenteuer alles begleitet! 


Erst gestern haben wir eine Email aus unserem Weinladen “Feine Weine” in der Weststadt bekommen. Witzigerweise dachte ich den Tag zuvor an meinen Lieblingswein, den ich gut und gerne mal wieder trinken könnte, und den ich dort immer kaufte. Mich erwischte ein wenig die Wehmut und ich fuhr in Gedanken die Wege in unserer geliebten Weststadt ab, rollte durch unsere ehemalige Wohnung und sah unseren Kater Tenzin auf seinem Kissen im Fenster liegen. Wir vermissen ihn. Er ist stets mit uns! Und ihr alle anderen auch!


Von Nasca ging es wieder durch sehr unterschiedliche Landschaften bis nach Chalhuanca. Da wir schon so viel Beeindruckendes und Atemberaubendes in Nordperu gesehen haben, erschien uns die Route erstmal als nicht so prächtig. Chalhuanca war gut für eine Nacht. Nichts Außergewöhnliches nach Nasca und dem schönen Hostal Nasca Trails dort. 


Am nächsten Morgen trennten wir uns von Legin, Nakita und den Jungs. Sie hatten beschlossen, nachdem Oscar, eingeschlafen, fast vom Moped gefallen wäre, die Geschwindigkeit aus ihrer Reise zu nehmen. Es ist einfach zu anstrengend, und für die Jungs kein Spaß. 


Heute sind auch sie in unserem Hostal Casa Grande hier in Cusco eingecheckt. Sie waren von den Streiks der Indigena, der Vollsperrung der Stadt Abancay und dem Verbot für zwei Tage nicht aus dem Hostal zu können, sichtlich mitgenommen. Es herrschte dicke Luft.


Unser nächster Stopp nach Chalhuanca war ein kleines Örtchen namens Limatambo. Das Hostal Plaza dort am Plaza war ein altes Lehmgebäude mit Charme. Am Plaza ist auch das Rathaus, an dem eine Leinwand angebracht wurde für das Spiel Peru gegen Chile im Halbfinale. Ich weiß nicht ob ihr wisst, das derzeit der Americas Cup in Brasilien ausgetragen wird. Das ist ungefähr so wie die Europameisterschaft bei uns.


Also wir zu Spielbeginn auf den Plaza. Und ungelogen: Das ganze Dorf mitsamt Kindern war versammelt. Beim ersten Tor flog alles in die Luft, was grad greifbar war: Plastikstühle vor allem! Becher, Hüte, Schals. Größter Jubel, Gepfeife und lauthalses Lachen bei den weiteren Toren. Wir sahen eine spannende zweite Hälfte im Zimmer, weil es schon wieder frostig wurde. Was ein Spaß! 


Heute spielt Peru gegen Brasilien im Endspiel. Die Peruaner haben noch ein Hühnchen zu rupfen mit den Brasilianern. Denn vor einigen Jahren verlor Peru 0 zu 7 gegen Brasilien. Wir sind selbstverständlich für Peru! Glauben aber, das Brasilien gewinnen wird. Also Daumen drücken für Peru! Und wir glauben auch, dass das Peruanische Team den Sieg jetzt wirklich will! Wir versuchen ein Public viewing Platz zu finden. Ansonsten in der Kneipe gegenüber.


Zwischen Limatambo und Cusco waren wieder hübsche Anblicke zu bestaunen. Die Straße gut. Also: Mein Herz war erfreut. Erst in Cusco wurde es wieder ätzend. Die Straße hässlich, der Verkehr chaotisch. Der Präsident von Peru weilte in Cusco und alles um den Plaza war abgeriegelt. Wir brauchten eine ganze Stunde, um unser Hostal Casa Grande zu erreichen. Die Dicke überhitzte ständig. Die Kupplung roch ein wenig fischig. Urrrg. 


Ja, und auf der Strasse im Beiwagen sitzend während Toshi Zimmer checkte, sprach mich eine Peruanerin mit Namen Telma auf Deutsch an, ob wir aus Deutschland seien. Ja, aus Heidelberg. Großes Gelächter, als sie sagte, das sie 31 Jahre in Heidelberg mit einem Psychologen verheiratet, am Werderplatz gelebt hätte. Noch einmal Gelächter über den Zufall als ich sagte, das auch ich Psychologin sei. Ihre Tochter sei ebenfalls Psychologin, in Wien. Die Welt ist so klein. 


Wir besuchten sie gestern in ihrem Laden umme Ecke, nachdem mein Rollstuhl wieder repariert war. Sie schenkte uns eine Lama Fingerpuppe, die jetzt zusammen mit unserem gefilzten Tenzin und dem, der bei allen Widrigkeiten, die uns geschehen, die Hand hebt und damit beteuert, das er die Verantwortung trägt. Das Lama sitzt jetzt ebenfalls hinter der Windschutzscheibe der Dicken. Er entlastet uns. Wir brauchen keinen Schuldigen. Wir brauchen uns nicht streiten, (was wir trotzdem tun, aber nicht oft :-)) denn wir haben den, der dank Eva, die Verantwortung trägt. Vom Filzidioten umgetauft in den freundlich zuvorkommenden Verantwortungsträger. Gut für Paare auf Reisen!  


Das Hostal Casa Grande ist sehr beliebt bei Motorradfahrenden, denn es hat einen großen Innenpatio, um den die Zimmer gelegen sind, und in dem die Mopeds parken können. Durch die 1,50 m breite Einfahrt kamen wir schlicht und einfach ausgedrückt nicht durch. Also trennte Toshi die Dicke vom Ei, fuhr die Dicke rein und schob mit 4 Frauen unter viel Gelächter und Spaß den Beiwagen, das Ei, in den Patio. Ich hätte das so gern gefilmt. Ein Fest! 


Jetzt ist es leider nichts mit Ausfahrten, was wir uns eigentlich vorgenommen hatten. Jeden Tag dran- und wieder abbauen ist uns zu doof. Körperliche Anstrengung ist bei 3800 m Höhe echt atemraubend. Toshi ist schon beim Schieben kurzatmig. 


Ich hatte vorgestern einen Höhenkrankheitsanfall. Es ist ziemlich beängstigend das Gefühl, keine Luft zu bekommen. Wir glauben auch, dass mehr Adrenalin im Blut ist, was ja generell dazu führt, mehr Angst zu empfinden. 


Ja, und dann wieder eine Herausforderung. Denn als wir am Abend mit Mel und Julie, ein Ehepaar und Motorradfahrende aus Australien, denen wir schon ein paar Mal über den Weg gefahren sind, zum Bier verabredet waren, brach mein linker Schiebegriff entzwei. Ich war einfach sprachlos. Desintegriert doch der Rollstuhl bereits nach fast 12 Monaten. Es sind bereits in Nordperu Plastikteile gebrochen, weshalb er jetzt ziemlich quietscht beim Fahren. Wie soll das dann in den nächsten Monaten noch werden, bis wir wieder zu Hause ankommen. Mein Rollstuhl fühlte sich plötzlich zerbrechlich an. Mein Vertrauen in ihn begann zu schwinden. Es war also sehr besorgniserregend für mich und warf einige Fragen bzgl. unserer weiteren Reise auf. Wie hilflos ich doch bin ohne meinen gerade nicht so treuen Freund Rollstuhl.  


Aktuell war die Frage wie wir das stabil repariert bekämen. Ohne Schiebegriff keine Fortbewegung, kein Trepp auf, Trepp ab. Ohne Rollstuhl geht ja so gar nichts mehr. Und da ja auf unseren bisherigen Reisen nie so ein wichtiges Teil am Rollstuhl kaputt gegangen ist, haben wir nur wenige Ersatzteile dabei. Hatten ja wegen Platzmangels zu entscheiden, was mitkommt. Und da gingen Moped und Beiwagen eindeutig vor. 


Am nächsten Morgen ist Toshi, auf mehrere Hinweise aus dem Netz dank Facebook und Travellergruppen hin, an einen sehr fähigen Aluschweißer geraten, von dem gesagt wird, das er Wunder vollbringe. Das tat er auch. Er steckte ein Rohr ins Rohr und schweißte Tonnen von Aluschweißnahtszeug drauf. Beweglich nach oben und unten ist der Griff jetzt nicht mehr, aber vermutlich kann sich jetzt ein Elefant drauf setzen. Ich komme wieder voran! Gut so. 


Mir liegt zum Schluss noch etwas auf dem Herzen: Cusco ist die Stadt von der es zu der Incastadt Machu Picchu geht. Unsere Freundin Corina schickte uns einen Link von einer Organisation, die Touren nach Machu Picchu für Rollstuhlfahrer anbieten. Wir haben bei Ihnen angefragt. Hier wird man/frau in einem Einradrollstuhl mehr oder weniger über einen Pfad getragen, der sowieso rollstuhlbefahrbar ist, wenn man/frau mal oben ist. Also von Cusco auf den eh einigermaßen befahrbaren Pfad hätte das Ganze 620 Dollar gekostet, und darin war schon ein Discount enthalten. Bei aller Liebe zu Ruinen und den Incas: Das ist eindeutig zuviel für unser Budget. Hier im Hostal hätte das Ganze mit meinem Rollstuhl 450 Dollar PRO Person gekostet. Kein Kommentar.


Um Cusco gäbe es ansonsten einige Sehenswürdigkeiten zu bestaunen. Doch alle sind nur auf steinigen Pfaden zu erreichen. Gestern berichtete ein brasilianischer Motorradreisender, dass er 2 Stunden für 400m gebraucht habe, um zu den Rainbow Mountains zu gelangen, da er vor lauter Atemlosigkeit nur langsam voran kam. Wie lange wohl Toshi gebraucht hätte, um mich da hoch zu schieben. Mal abgesehen davon, was mein Rollstuhl dazu gemeint hätte. 


Will damit sagen: Peru ist ‘ne harte Nummer für Rollstuhlfahrerinnen. Die Sehenswürdigkeiten sind nur bedingt befahrbar. Es gibt keine Toiletten für Rollstuhlfahrer. Selbst in Museen nicht. Meistens haben die Toiletten keine Klobrillen. Und sind auch häufig richtig unhygienisch. Mag sein, das es in der Hauptstadt Lima anders ist. Wir vermieden Lima wegen der ihr nachgesagten unglaublich chaotischen Verkehrssituation. Die Hostals verfügen fast ausschließlich über sehr kleine Badezimmer, die nicht befahrbar sind. Improvisationstalent ist oft von Nöten. Ungefähr die Hälfte der Zimmer in Hostals in den ländlichen Gebieten befinden sich im 1. Stock ohne Aufzug. In den teureren Hotels touristischer Städte oder in der Hauptstadt sind für 100 Dollar große Zimmer mit großen Bädern zu bekommen. Das lässt unser tägliches Budget einfach nicht zu, wenn wir noch eine Weile reisen wollen. Und das wollen wir definitiv!  


Um 15h hiesiger Zeit geht das Spiel los. In Cusco herrscht eindeutig die “Ruhe vor dem Spiel”. Ansonsten ist Peru ja laut. 


So, ich dachte, ich hätte nicht viel zu berichten.  Und jetzt lest selbst: Ein halber Roman!


Wir lieben und vermissen euch ganz doll!


Herzlich, Heike und Toshi

Datum: Montag, 1. Juli 2019, Position: Hostal Nazca Trail, Nazca, Peru, Stimmung: Top!!

Maria Reiche, Linien und Figuren im Sand, Tempel und Kanäle

Mann mit Hut: El Viajero.
Mann mit Hut: El Viajero.

Ihr Lieben und Guten!


Es war von Anfang an ein Traumziel auf unserer Reise: die prähistorischen, vor Hunderten von Jahren von der Nasca Kultur in den Wüstenboden geritzten Linien und Figuren. Sie haben ihre ganz eigene Magie durch ihre geometrischen Figuren, aber auch bildlichen Darstellungen, am meisten aber durch das ungelöste Rätsel: Warum haben die Nazca diese riesigen Figuren in diesen kargen Boden geritzt, die man nur vom Flieger aus sehen kann? Sie selbst hatten, soweit wir heute wissen und uns vorstellen können, keine Möglichkeit, die Linien und Figuren zu erblicken.


Trotzdem zeigt der Schnabel der Figur des Kolibris zum magnetischen Nordpol. Trotzdem sind schnurgerade Linien über hunderte von Metern zu erkennen, Trapeze und Rechtecke sehen aus wie gigantische Landebahnen für Außerirdische. Nicht umsonst glaubten und glauben viele eine Verbindung mit Aliens herstellen zu können. Eine Figur heißt folgerichtig auch “Astronaut”. Wir finden, es könnte auch eine beliebige humanoide Figur sein. 


In Palpa, nördlich von Nazca, wo es weitere solche Geoglyphen zu sehen gibt, gibt es hingegen eine Gruppe von Menschendarstellungen, die ebenfalls stark abstrahiert sind, aber z.B. hohe Hüte und wildes Haar zeigen. 


Das Rätsel bleibt bis heute ungelöst, und es gibt entsprechend viele Spekulationen über den Sinn der Zeichnungen.


Eins ist sicher: fliegt man, wie wir es gestern vormittag getan haben, in einer kleinen sechssitzigen Cessna 207A über das Gebiet, so drängt sich die Magie und die damit verbundene Frage um so mehr auf: Warum das Ganze? 


Und das dachten wir, während wir gleichzeitig zig Fotos geschossen haben, und unter den engen Kehren, schnellen halben Rollen (damit die andere Seite der Passagiere die Figur auch sehen kann, während der Pilot mit der Flügelspitze drauf zeigt), und den Turbulenzen zum ersten Mal im Leben richtig gelitten haben. 


Und das uns, denen Fliegen eigentlich immer Freude gemacht hat. Bei Heike gings etwas besser, aber ich habe wirklich gelitten. Durch den Sucher der Kamera zu blicken hat sicher nicht gerade geholfen, die Luftkrankheit zu lindern. Jedenfalls waren wir beide das erste Mal im Leben froh, wieder am Boden zu sein.


Gut, wir wussten, dass die Turbulenzen über Tag zunehmen würden. Daher buchten wir den Flug für acht Uhr früh. Da das Wetter in der Frühe leider nicht mit spielte, gingen wir erst gegen halb zwölf in die Luft. So kann es eben gehen. 


Wir haben’s überstanden und sind trotzdem froh, diese unglaubliche und rätselhafte Kulturleistung der Nazcas so gesehen zu haben, die zwischen 300 vor bis 600 nach Christus hier gelebt haben.


Da wir den Flug früh geplant hatten, dachten wir, da passt eine kurze Siesta, und dann können wir noch den Dune Buggy zu den anderen archäologischen Stätten in der Gegend mit anschließendem Sandboarden anschließen.


So gab’s dann nur eine knappe Stunde Pause, schnell was Essen (wer konnte und mochte), und dann wieder wie in Huacachina mit dem dicken V8-4×4 durch diesmal eher rauhes Gelände gebrettert. 


Die Aquädukte der Nazca wurden notwendig, weil es hier im Schnitt nur fünf bis sechs Stunden im Jahr regnet. Unterirdische Flüsse führen das reichliche Regenwasser aus den nahen Anden am dieser Region vorbei. Die Nazca gruben danach, und leiteten es durch lange Kanäle in tiefer gelegene Bereiche des Tales, wo sie es speicherten und zur Bewässerung nutzten. Einige dieser Aquädukte sind noch heute funktionsfähig! Zwar wurden sie auch wiederhergestellt, um als Touristenattraktion zu dienen, aber das Wasser ist anscheinend nie versiegt, und hat Felder und Wäldchen, kleine Oasen in der grauen Wüste, bewässert.


Die Nazca ( und die zuvor hier lebende Patavas Kultur) erschufen auch große Tempelanlagen, die man heute (hmm, Heike sagt 1901) ausgegraben hat, und die zu besichtigen sind. Nach einem Erdbeben und einer großen Flut, vermutlich durch El Nino, wurden die Anlagen zerstört, und man geht davon aus, dass die Nazca selbst das als Zeichen sahen, dass sie hier nicht mehr erwünscht seien, und weiterzogen. Nicht ohne zuvor die gesamten Reste ihrer Bauten im Sand zu vergraben. 


Eine weitere Station waren die von Grabräubern geplünderten Friedhöfe. Man findet hier die Knochen der Toten zerstreut an der Oberfläche, sonnengebleicht und vermischt mit Wolle und Baumwollgewebe, denn die Nazca und ihre Nachfolgekulturen begruben ihre Toten, wie auch die Chachapoyas, in Embryonalhaltung als Mumien.


Der Rest der Fahrt im Buggy war eher auf Action ausgelegt. Wilde Fahrt im trockenen Flussbett, durch tiefen Sand, über steile Abhänge die Dünen herunter und wieder hinauf. Dann etwas Sandboarden, und ca. eine Stunde wirklich schnelle Fahrt nach Hause. Da die Sonne inzwischen untergegangen war, und der Buggy keinerlei Schutz bietet, war es richtig kalt! Wir denken, dass wir jetzt mal genug haben vom Gaga mit V8 durchs Gelände zu brettern…


Eine Person genießt hier eine besondere Anerkennung: Die Deutsche Archäologin Maria Reiche-Neumann. Sie studierte über 50 Jahre lang die Linien und die Kultur der Nazca. Und ließ sich auch durch ihre Parkinsonerkrankung nicht aufhalten. Irre Geschichte! Und hier in Nazca ist man ihr sichtlich dankbar für die Touristenströme, die sie der Gegend beschert hat.


So, das war es für heute, denn wir haben alle Hunger. Es ist schon wieder kühl, und morgen soll es weiter gehen Richtung Cusco. Das sind etwas mehr als 600km, und wir wollen versuchen, die Strecke in zwei Stücken zu fahren. Das heißt früh aufstehen, und früh los!


Ihr Lieben, liebe Grüße aus Nazca, und falls Euch einfällt, was die Nazca mit den Linien wollten, lasst es uns bitte wissen! ;)


Noch ein Nachtrag zum außergewöhnlich angenehmen Hostal Nazca Trails: Juan (oder Hans ;) ) spricht vier Sprachen flüssig. Neben Spanisch und Englisch, auch wirklich gutes Deutsch und Französisch. Daneben noch etwas Japanisch und Italienisch. Er hat fünf Jahre in England und ein Jahr in Deutschland gelebt. Und das Reisen hat ihn geprägt und seinen feinen Geist gebildet. Es ist eine Freude, sich mit ihm und seiner wunderbaren Frau zu unterhalten. Wunderbar!

Datum: Freitag, 28. Juni 2019, Position: Huacachina, Hostal Desert Nights, Peru, Stimmung: Top!!


Ihr Lieben, Guten und Schönen!

Wir sind in einer richtigen Oase in der Wüste bei Ica. Huacachina ist ihr Name. Exklusiv wohnen wir. Es ist total herrlich ein großes Badezimmer zur Verfügung zu haben. Die Sonne scheint prall. Es ist warm über Tag. Nach Sonnenuntergang wird es frisch bis kühl. Daunenjacke und Schal sind dann vonnöten. Da es sehr touristisch hier ist, ist alles um 1/3 teurer. Dafür gibt es aber auch ein Haufen vegetarischer Gerichte, was Legin freut. Pizza und Pasta erfreut uns. Echter aufgebrühter Kaffee mit echter Milch anstelle von Instandkaffee ist ein Fest! Wir genießen richtigen Luxus und zwei Tage fahrfrei. 

Gestern waren wir mit einem Buggy in den Dünen. Toshi und die anderen Vier waren Sandboarden. Happy days!

Und jetzt noch ein paar Bilder der letzten Tage in die Bildergalerie verschieben. Morgen geht’s nach Nasca! Wir wollen über die Nascalines fliegen. Jeeepieh!

Euch einen guten Start morgen! Gut’s Nächtle an alle, dir noch wach sind. 

Besos, Heike und Toshi















Datum: Mittwoch, 26. Juni 2019, Position: Pisco Hostal Casablanca in Peru, Stimmung: Top!!

Nakita mit Brody und Oscar, Höhenkrankheit und -6°C


Ihr Lieben, Schönen und Guten!


Nun fahren wir zu sechst! Die Kinder sind super tapfer und Nakita schlägt sich sehr gut. Noch nie ein geländegängiges Bike gefahren, nie Rechtsverkehr, nie Offroad. Brilliant, Nakita!


Und: Happy Birthday, Dear Legin! Er ist überglücklich, das seine Tochter, Brody und Oscar hier sind. Für die Kinder ist Motorrad fahren wie den ganzen Tag Achterbahn fahren. Sie lieben es. Gerade der kleine Oscar ist ganz entzückt über all die Babytiere hier. Insbesondere der Lamas, Schafe und den streunenden Hunden.


Die letzten Tage waren für alle ziemlich anstrengend, weil wir mit Kälte und Höhenkrankheit von Huanaco nach Junin entlang der Ruta 3S fuhren und danach weiter auf der Ruta 24 nach Alis, um gestern hier in Pisco anzukommen, das am Pazifik gelegen ist. 


Der erste Abschnitt bis Junin ging auf 4300 m rauf und es wurde bei Sonnenschein nur um die 10°C warm. In der Nacht sank die Temperatur auf -6°C. Unser Start war extrem frostig. Keiner hatte wirklich Lust sich weder mit dem eisigen Wasser zu waschen noch sich die Zähne zu putzen. Zähne putzen muss aber sein. Grrrr! 


Entlang der Route 3S hingen lange Eiszapfen an den Felsen. Unendliche Weiten von Graslandschaften taten sich vor uns auf. Ein großer See inmitten dieser. Eine Bahnlinie mitten in der Pampa. Sie wird nicht mehr für den Personenverkehr benutzt. Das ist sehr schade. Ein paar wenige Dörfer dort ganz oben. Die Strasse war geteert. Immer eine Freude für mich. Leider kommen wir selbst in so unwirtlichen Gegenden nicht ohne Topes aus. 


Wir wählten die Ruta 24 am nächsten Tag zur Weiterreise. Das Ziel war der Cañon de Uchco. Um den zu erreichen, mussten wir aber zunächst über drei Pässe. Der Höchste war auf 4700m und Oscar, aber auch mir brummte der Schädel. Ich litt ziemlich unter Atemnot. Die Landschaften, an denen es vorbei ging, waren felsig, sehr hoch und durchzogen von kleinen bis grösseren türkisen und blauen Seen. Lamaherden begegneten wir. Entzückend anzusehen, da sie in den Ohren, wie Ohrringe, rote und grüne Bänder tragen. Wir sahen in der Ferne schneebedecktes Gebirge, Zackenberge, violette, rote und beige Felsen. Alles übertrieben hoch. Autos und LKW’s sehen wir Spielzeugautos aus. 


Es war kurz vor Sonnenuntergang als wir durch den Cañon in ein ganz kleinen Ort namens Alis ankamen. Die Ruta 24 ist wirklich lohnend zu fahren. Es geht im Tal an einem Fluss im Cañon entlang. Sehr hübsch, schmal und kurvig.


Alis ist so klein, das bald jeder wusste, das wir dort angekommen waren. Jeder kam mal vorbei, um zu gucken. Jeder will mal Oscar’s blondes Haar anfassen, was ihm eigentlich nicht so passt. Besonders die Mädchen und alten Frauen kommen aus dem Staunen und verstohlenem Lachen nicht mehr raus. Unsere Unterkunft war sehr sehr einfach. Es wurde auch hier nachts recht kalt. Kein Vergleich zur Nacht vorher. Das Klo war über’m Hof. Eiskaltes Wasser zum Zähne putzen. Kein Wetter um gemütlich draussen zu sitzen und zu plauschen. Deshalb beschlossenen wir an’s Meer zu fahren. 


Es brauchte fast 8 Stunden, um hier in Pisco anzukommen. Es dämmerte schon. Das Hostal liegt direkt am Meer, wohin wir uns jetzt aufmachen werden. Morgen geht es dann weiter nach Huacachina, das eine Oase in einer Sandwüste ist. Dort wollen die Kids Sandboarden.  


Euch einen ganz schönen Abend!


Wir lieben euch! Und unbedingt so bleiben wie ihr seid! Besos, Heike und Toshi

Datum: Mittwoch, 19. Juni 2019, Position: Huanuco, Hostal Baraka, Stimmung: Top!!

Drachen und Eisprinzessinnen leben in Peru an der 3N

Die Krone der Inca
Die Krone der Inca


Ihr Lieben, Guten und Schönen!


Drachen und Eisprinzessinnen leben zwischen Huaraz und Huanuco. Und das stimmt!


Drachen in erzschwarzen Gebirgsspalten, schrägverlaufenden Gebirgsschichten und übergroßen Landeplattformen im Gebirg. Eisprinzessinnen bewohnen ihre Paläste ganz oben auf den schneebedeckten Gebirgsspitzen. Hier kommen sie her und kehren immer wieder zu ihnen zurück. Mächtige Wasserfallgeister gilt es  nicht zu erzürnen, so denken die Menschen hier in ihren hübschen Bergdörfern. Die Krone der Inca als Bergformation steht über dem Land dieser zauberhaften Wesen. Es ist so rauh und so hoch, das sich kaum ein Mensch dorthin verirrt. Auch wir bekamen sie weder zu Gesicht noch gibt es wirklich Wege dorthin. Wir glauben es bei den wundervollen Anblicken einfach!


Baden gegangen sind wir in den Thermales des Chancos nicht. Es war zuviel los. Das dortige Hotel war geschlossen. Wollten wir dort ausgiebig baden und danach entspannt und sauber zu Bett,  was als Motorradreisender manchmal nicht leicht hinzukriegen ist. 


So fuhren wir nach Huaraz weiter. Im Hostal La Cabana fühlten wir uns so wohl, das wir drei Tage geblieben sind. Zumal Legin sich eine Erkältung zugezogen hatte, und sichtlich Ruhe brauchte. 


Huaraz ist als Ausgangsort für Hiking und Trekking bei Touristen sehr beliebt. Es wundert deshalb nicht, das es ein sehr touristischer und auch etwas überteuerter Ort ist. Es gibt verschiedene sehr nette Plätze, die zum Verweilen einladen, und einen tollen Sonntagsmarkt. Viele Frauen mit wieder neuen ziemlich hohen konisch zulaufenden Hüten, bunten Röcken und Kindern, die sie sich um den Rücken wickeln. Gerne auch die Einkäufe sowie ganze Maisbündel. 


Wir erledigten dort einige Reparaturen, kauften benötigte Dinge wie Kleber, und ich leistete mir eine warme Trekkinghose. Der Stoff ähnelt irgendwie Neopren. Echt wärmend bei den Höhen. Kleber für zwei hintereinander in schneller Abfolge undicht gewordener Luftkissen, auf denen ich im Beiwagen sitze, und auf die ich unbedingt bei den Strassen nicht verzichten kann. Ohne die könnten wir einpacken! 


Ein paar nette indische Restaurants gibt es hier. Auch ein vegetarisches Restaurant, das eher nach Dogma als lecker aussah. Kein Bier, kein Legin rein zu kriegen, obwohl er der Vegetarier unter uns ist. 


Indisch war mal eine Abwechselung zu Reis mit Ei und Huhn. Wo das ganze Gemüse hingeht, das wir auf den Märkten sehen? Jedenfalls nicht in die Restaurants. Mal eine Scheibe Tomate oder Salatschnipsel. Das war es. Deshalb gehen wir gerne in Gedanken nach Cuenca zurück. Bestes Veggie-Essen ever. 


Beliebt sind in Peru Pizza, Hamburger, Pommes mit Ei und in Scheiben geschnittenen und gebratenen Bockwürstchen. Wahlweise mit dick panierten Hühnerflügeln. Stunden frittiert, sodas am Ende kaum mehr Huhn dran ist. In der Sonne getrockene Fleisch- oder Fischscheiben, dann in Fett gebraten ist hier eine nationale Delikatesse. Wenn Gemüse, dann in chinesischen Restaurants, was meistens gut ist. In den Bergen gibt es recht leckeren Käse zu kaufen. Joghurtgetränke in 1 bis 3 Litereinheiten erfreuen sich ihrer Beliebtheit. Nicht zu vergessen: Die neongelbe Inca Cola. Schmeckt bitter mit Bubblegum Note.


Donald stieß in Huaraz wieder zu uns. Ein bei uns sehr beliebter Zeitgenosse. Er ist unterhaltsam, bringt Neues in unsere eingespielte Reisegruppe. Wir haben viel mit ihm zu lachen. Auch Ernsthaftes kann thematisiert werden. Er entschloss sich, mit uns nach Huanaco zu fahren.


Huanuco fuhren wir eigentlich nur an, weil Legin und seine Tochter hier ein Motorrad kaufen. Tobi aus den USA hat hier sowas wie Court und Sylvain mit ihrem Ecuador Freedom Bike Rental in Quito aufgebaut. Hilfreicher Geschäftsmann mit Werkstatt und der Möglichkeit, Ersatzteile, Reifen und alles “rund ums bike” zu besorgen. Und seine Angestellten sind super zuvorkommend. Sie putzten erstmal den zentimeterdicken Schlamm vom Moped. Reparierten abgerissene Druckknöpfe am Beiwagen und am Poncho. Schliffen zu lange Schrauben ab, an denen ich mir schon Dinge kaputt gemacht hatte. Nun kriegt die Dicke ein neues Hinterrad. Toshi macht den Service. Checkt Schrauben, Öle und Luftfilter, was bei dem Geschüttele und Staub auch echt unabdingbar ist. Auch der Rollstuhl bekam eine Dusche und Schmierung.


Übermorgen werden Nakita mit ihren 6- und 12jährigen Söhnen hier eintreffen. Sie ist Legin’s Tochter. Wir werden eine Weile zusammen reisen. Für uns eine neue Erfahrung mit Kindern zu fahren. Sie hat noch nie rechts gefahren und war schon lange nicht mehr biken. Deshalb wollten wir sie so gut wie möglich unterstützen. Der Kleine wird bei Nakita und der Große bei Legin hinten drauf sitzen. Sie wird in 6 Wochen von Lima nach Schottland zurück fliegen.


Deshab wird bald die Zeit kommen, das wir uns von Legin und seiner Familie trennen müssen (snief, heul) und wieder alleine weiter ziehen werden. Denn sonst haben wir zu wenig Zeit für Bolivien und Nordchile bis unsere Freunde Anfang September aus Deutschland in Santiago de Chile eintreffen, um mit uns 2 Wochen über die Pässe von Chile und Argentinien mit ihren geliehenen Mopeds zu fahren. Wir freuen uns schon riesig darauf! 


Das Abschied nehmen von Legin wird ein sehr sehr trauriger werden. Schließlich reisen wir jetzt fast zwei Monate zusammen. Oder schon 3? Doch Abschiede bringen auch wieder Neues! Ich habe beschlossen es bei Seite zu schieben. Wir nehmen die Brücken erst, wenn sie kommen. Gelle.


Nun noch zu unserer Erinnerung: Die 3N zwischen Huaraz und Huanuco ließen Märchen und Geschichten entstehen. Dort gibt es Abschnitte, die mich ganz einnahmen. Meine Phantasie ersponn zauberhafte Wesen. Das Schneegebirge in der Ferne, der See im Tal, die Krone der Inca und die Erzformationen. Einfach perfekt und schön.


Das Erwachen kam jäh, unverzüglich und bitter. 100km vor Huanuco wurde aus der guten Strasse, zunächst eine Löchrige, dann eine Gravelroad. Auch die ging dann in Sand und schließlich in Matsch über, weil es 40km vor der Stadt begonnen hatte zu regnen. Wir schlitterten die Steilen runter. Schwommen auf dem Matsch hin und her. Hinzu kam, das Autos die “Strasse” hoch geschossen kamen, sonst wären sie vermutlich im Matsch stecken geblieben. Sie rutschten in Kurven gerne auf uns zu und hupten lautstark, um uns mitzuteilen, gefälligst schnell aus dem Weg zu gehen. Donald und Legin hätte es um ein Haar erwischt. Zu allem Überfluss verlor Donald sein Handy, was er auch nicht wieder fand.


Wir brauchten für 240km 8,5 Stunden und waren abends ziemlich durchgenuddelt, schwach, verspannt, kaputt und deshalb Bier bedürftig. Erst heute, 3 Tage später, fühlen wir uns wieder fit.


Nun wird es am Sonntag weitergehen. Donald wird morgen gen Lima ziehen. Ich werde ihn vermissen. Doch wie das Leben so spielen kann, werden wir uns auf der Strasse wieder treffen. Er steuert auch Chile an. 


Und wir werden vermutlich die Nazca Linien ins Auge nehmen, die in die Berge der gleichnamigen Region gekratzt wurden, um mit dem Flugzeug drüber zu fliegen. Ein Träumchen!


So. Das war es für heute, unsere Lieben. Tausend Küsse and big hugs! Heike und Toshi





Datum: Donnerstag, 13. Juni 2019, Position: Caraz, Ancash, Peru, Hostal Edwin's, Stimmung: Top!!

Berge und noch einmal Berge


Ihr Schönen, Guten und Lieben!


Unsere Fahrt ging von Moche, das bei Trujillo liegt, über die Panamericana nach Chimbote. Vorbei an Sanddünen und Bergen, die mit Sand durchzogen sind. Von dort ging es wieder in Richtung Landesinnere durch den Cañon Calipuy zum Cañon del Pato nach Caraz.


Auch hier waren unglaubliche Aussichten auf wieder andere Bergformationen zu bestaunen. Diesmal als hätten Riesenhände mit groooooßen Steinen, Steinkugeln, -klötzen und – brocken “Sand durch die Finger rieseln lassen” gespielt. Gigantische Steinhaufen, die aussehen wie zufällig liegen gelassen und nicht mitgenommen. Toshi meint, das ein großer Gletscher diese Steinmengen vor sich hergeschoben hat. Schon lange her. Und das ist das Ergebnis der Schieberei. 


Der Cañon del Pato macht richtig Spaß. Schmale Straße durch einige Tunnel. Zum Glück kam uns keiner im Tunnel entgegen. 


Peru hat so viele verschiedene Landschaften zu bieten. Dieses Land ist sowas von einer Reise wert.


Allerdings, und das macht mich oft wütend, ist, das viele, vielleicht sogar die meisten Peruaner, gar kein Umweltbewusstein besitzen. In diese Schönheit wird Müll geworfen. Unfassbar. Einfach den Berg hinunter geschmissen. Plastiktüten allerorts. Aus dem Auto raus, was nicht mehr gebraucht wird. Selbst die Polizei. Windeln fliegen im hohen Bogen in die Büsche. Bauschutt landet am Straßenrand. Es stinkt zum Teil ekelhaft. Daran kann ich mich nicht gewöhnen, und will ich auch gar nicht.


Gestern haben wir einen kleinen Ausflug auf der Ruta 104 gemacht. Die Strasse ist Grotte. Deshalb sind wir auch nicht bis ganz hoch gefahren, denn sie versandet, was uns Donald erzählte. Er war oben und hatte sein Moped zwei Mal hingelegt. Donald aus London trafen wir in Kualep und jetzt wieder hier in den Cordilleras Blancas. Echt netter Kerl. Er war es, der die imposanten Bilder und Videos von uns gemacht hat. 


Die Ausblicke auf die schneebedeckten Cordilleren Blancas war so beruhigend, so wundervoll. Der Himmel so blau, der Schnee so weiß und die Wolken so bizarr. Einfach dasitzen und gucken. Nix machen. Nur atmen. Lächeln.


Caraz ist ein kleiner Ort mit viel Charme. Drumherum bebergt. Gut zum Rasten und Ausflüge machen.


Morgen geht es weiter nach Huaraz. Wir wollen in ein Thermalstädchen unweit von Huaraz. Baden gehen!


Ach und ganz zum Schluss. Wir können auf den Berg sehen, der im Vorspann der Paramount Pictures zu sehen ist. Der mit den Sternen, die sich um ihn herum aufbauen. 


Besos, Heike und Toshi


















Datum: Samstag, 8. Juni 2019, Position: Cajamarca Peru Hostal Jazmines, Stimmung: Top!!

Peru: Wunder der Natur


Ihr Guten, Schönen und Lieben!


Legin kam zurück von seinem Besuch der Totenstadt “Pueblo Muerto” und berichtete, das er abenteuerlich am Abhang entlang geschlichen sei, um die Gräber zu besuchen, die in den Felsen hinein gebaut wurden. Es war also keine Stadt, sondern der Friedhof zu einer Stadt, die hinter dem Berg gelegen war. Wie die Bewohner allerdings ihre Toten dort hingebracht haben, ist uns ein wahres Rätsel, denn die schmalen Pfade gehen im Zickzack steil den Berg hinauf und hinunter.


Unsere nächste Etappe war Kuelap. Das zweite Machu Pichu. Wir hatten eine Herberge direkt neben der Ausgrabungsstätte gebucht, und sie auch wieder gecancelt. Denn der Weg nach Tingo Nueva war schon wieder so mies, das ich mich weigerte, die 37km ungeteerte Strasse bis nach Kuelap zu fahren. Immer schön steil den Berg hinauf mit Kehren und Kurven. Es regnete leicht, und mir war nicht nach Rutschen und Schlingern. Es sollte sich herausstellen, das die ungeteerte Strasse aufgrund einer Walzmaschine gut zu fahren gewesen wäre. Doch das konnten wir ja nicht wissen. Was wir auch nicht wissen konnten war, das die Herberge nur über eine Wanderung über einen steinigen Pfad zu erreichen gewesen wäre. Also war es eine gute Entscheidung gewesen, die Herberge zu canceln.


Überhaupt erwischte mich eine dunkle Wolke an diesem Tag. Ich war erschöpft. Die Unberechenbarkeit der Strassenverhältnisse hatten mich in einen Starrezustand versetzt. Ich fühlte mich persönlich angegriffen, was ja rational gesehen, völliger Humbug ist. Doch so fühlte es sich. Auch die Anstrengung, die es benötigt, geeignete Toiletten zu finden, hinterließ seine Spuren in meinem Inneren. Und das alles bahnte sich allmählich seinen Weg zu meinen Tränensäcken, und ich konnte gar nicht mehr aufhören, meine Stresshormone über Tränen los zu werden. Den ganzen Abend musste ich immer wieder “grundlos” weinen und zwar bei jedem emotionalen Wort. Ich heulte auch beim Abendessen, was Legin auch mitnahm. Am Ende fühlte es sich erleichternd an, und ich mich wieder lebendiger.


Zwar mit einem leichten Überhang, emotional betrachtet, aber innerlich wieder ruhiger, machten wir uns zur Seilbahn auf, die von Tingo Nueva hoch nach Kuelap führt. Es regnete. Und wieder sahen wir uns in unseren Entscheidungen, im Ort zu bleiben und die Seilbahn zu nehmen, absolut bestätigt. Denn die Seilbahnfahrt war trotz Regens ein wahrer Knaller. Ich weiß nicht wieviel Kilometer es erst runter und dann den anderen Berg wieder rauf ging. Doch das Ganze war sein Geld tausendmal wert. 25 Minuten wahres Vergnügen. 


Kuelap stellte sich als unbesiegbar für Rollstuhlfahrer heraus. Ich wartete deshalb an der sehr belebten Talstation, was immer auch etwas Besonderes hat. Die Bergdorfbewohner in ihrem Verhalten und Miteinander zu beobachten, ist sehr interessant. Auch sie versuchen auf ihre Art, ein glückliches und zufriedenes Leben zu führen.


Am nächsten Tag fuhren wir nach Leymebamba. Ein nettes kleines Städtchen, das ein Mumienmuseum beherbergt und auf unserem Weg nach Cajamarca lag. Echte mumifizierte Menschen zu sehen, deren Mimik und Gestik noch festzustellen ist, beeindruckte mich. Sie sahen so lebendig aus. Manche hatten sogar noch einen Augenblick. Zehennägel und Zähne.


Am nächsten Tag hieß es sehr früh aufstehen. Denn auf der Straße von Leymebamba nach Cajamarga gab es zwischen 8h morgens und 17h eine Vollspeerung. Da wir nie nachts fahren, und bei den Strassen schon gar nicht, fuhren wir bei 4°Grad und um 6h los. Wir brauchten insgesamt 7,5 Stunden für diese unbeschreibliche Strecke.


Es ging in der Morgensonne bei Frost, Berge im Zickzack in Kehren und Kurven über den Wolken, manchmal auf so schmalen Strassen um die Berge herum, das es uns an machen Stellen schwindelte. Zum Glück kaum Gegenverkehr, was hätte problematisch werden können. Wir haben ja kein Rückwärtsgang am Moped. Wir waren in solchen Höhen unterwegs und ohne Strassenbegrenzungen zum Abgrund, das es mir den Atem anhielt. Es hatte etwas “gruselig-schönes”. Etwas “ängstlich-kribbelndes” und gleichzeitig so unfassbar Wundervolles, was ich bisher nur in Büchern von National Geographics oder in Dokumentationen gesehen hatte. Ich war hier und jetzt. Spürte Sonne, roch Bergbewachsung und schien auf 3600 m dem Himmel so nah. Nur die Strasse katapultierte mich manchmal aus meinem Traum abrupt wieder ins körperlich Schmerzhafte. Doch jetzt ist das vergessen, und die wundervollen Bilder in meinem Kopf bleiben für immer.


Cajamarca ist eine aufgeschlossene Stadt mit schön verzierten Kirchen, überall verteilten Plätzen, wo Leute sitzen, und kleinen Restaurants. Unser Hostal ist ein toller Ort. Es gehört zu einem Projekt, das eine Schule für behinderte Kinder unterstützt. Außerdem treffen sich am Nachmittag taube Jugendliche zum Talk oder lernen Gebärdensprache. Workshops finden statt, Angehörigentreffs werden abgehalten oder es gibt Expertenmeetings. Es werden Massagen von blinden Menschen angeboten, die sehr begehrt sind. Toshi lobte die Kunst von Cesar. Die Angestellten sind alle in irgendeiner Weise eingeschränkt. Peru ist ja extrem laut. Hier ist es erfreulich leise. Ein sehr progressiver Ort.


Morgen geht es in Richtung der Cordillera Blancas, insbesondere dem Canon del Pato. Mo und Nikki, zwei Motorratreisende aus Deutschland, mit denen wir uns gestern und noch einmal heute treffen werden, gaben uns viele hilfreiche Tipps. Zwei so erfrischende, unprätentiöse und humorvolle Menschen! Schön, Euch zu kennen.


Ihr Lieben! Wir wünschen euch ein schönes Restwochenende. Wir lieben und vermissen Euch.


Besos, Heike und Toshi






  



















Datum: Sonntag, 2. Juni 2019, Position: Lámud, Peru, Hospedaje Huaylla Belén, Provinz Amazonas, Stimmung: Top!!

Peru, voller Überraschungen!

Ab durch den Canyon!
Ab durch den Canyon!

Ihr Guten, Schönen und Lieben!


Eine Woche ist seit unserem Aufenthalt in Cuenca, Ecuador vergangen. Die Zeit vergeht im Flug. Wir waren seither jeden Tag gefahren. Keine zweite Nacht an einem Ort. Die Landschaften wechselten im Nu. 


Der Beiwagen muss in Peru noch mehr Belastung, schlechte Abschnitte, Löcher und unbefestigte Serpentinen ertragen. Und auch jetzt bin ich Ralph Kalich zu unendlichem Dank verpflichtet. Du bist einfach spitze, mein Freund! Ohne Dich wäre das hier wohl kaum möglich. Und ohne einen Spitzenfahrer wie Toshi schon mal zwei Mal nicht. Zum Teil harte Belastungsprobe von Gefährt und Fahrer. 


Doch Eins nach dem Anderen. 


Wir hatten ja ursprüglich vor, nach Vilcabamba in das Dorf der Hundertjährigen zu reisen. Nachdem wir in Folge drei Städte für mindestens 3 Nächte besucht hatten, dürstete es uns nach Strasse und Landschaft. Deshalb beschlossen wir, uns auf den Weg nach Macara zu machen. Einer Grenzstadt zwischen Ecuador und Peru. 


Unser Stop für die Nacht vor dem Grenzübergang am nächsten Tag sollte Catamayo werden. Und zu dieser Stadt ist nun wirklich gar nicht viel Gutes zu sagen. Diese Städte in Grenzregionen sind immer irgendwie komisch. Diese war extrem komisch. Die Leute guckten irgendwie finster drein. Die Hauptplaza war wie aus Plastikelementen erschaffen, hellblau und babyrosa. Die Kirche am Plaza viereckig und hellblau. Ein Kampfdenkmal schmückte den Platz. Für Vegetarier wie Legin blieb zum Abendbrot nur Pommes mit Mayo aus der Tüte. Mmh.


Doch mehr gruselte mich allerdings die Tatsache, das Klaus und Rita, zwei Kölner um die 60 Jahre mit Bike und VW Bus unterwegs, drei Tage zuvor nicht aus Ecuador rausgelassen wurden, und ihr Moped konfisziert wurde. Nun, am Ende stellte sich heraus, das sie die Fahrzeuge nicht so nach Ecuador eingeführt hatten wie sie sie ausführen wollten. Nämlich getrennt, und nicht wie bei der Einfuhr mit dem Bike auf dem Bus. 


Sie sind jetzt raus, aber mit viel Gehassel, Aufregung, die deutsche Botschaft einschaltend, und Verdächtigungen über die Zöllner aussprechend. Vermutlich haben sie sie letztlich schmieren müssen. Das deutete sich schon an. Wir kannten die beiden schon von den Galapagos und feierten dort gemeinsam Rita’s Geburtstag.


Deshalb fuhren wir am nächsten Tag mit sehr gemischten Gefühlen zur Grenze. Der Weg dahin in sehr klarer Luft mit Morgensonne spektakulär! 


Was wir an der Grenze vorfanden, waren weder korrupte noch unfreundliche Grenzer. Eher überkorrekt, was dazu führte, das in unseren Zolldokumenten der Beiwagen jetzt zum ersten Mal auf unserer Reise eingetragen ist. Also jetzt dürfen wir nur noch mit Beiwagen ausreisen.Wenn wir es nicht eh vorgehabt hätten, ist es nun Pflicht!


Unser Weg führte uns in Richtung Küste, Piura ansteuernd. Piura ist ein völlig durchschnittlicher Ort wie z.B. Enkenbach-Alsenborn. Funktional mit allerlei Anbietern. Allerdings kamen wir aus dem Staunen nicht mehr raus, weil zwischen Ecuador und Peru ein erheblicher Unterschied im Lebensstandard, im ohrenbetäubenden Geräuschpegel in den Städten und im Verkehrsverhalten existiert. Exakt ausgedrückt: Wir waren geschockt und sprachlos. Das sollte das wundervolle Peru sein mit traumhaften Stränden?


Wir hatten weder soviel Müll auf unserer bisherigen Reise gesehen, noch so rücksichtslose Autofahrer erlebt wie nach dem Grenzübertritt. Mal ausgenommen von Californien in den USA. Die sind noch gefährlichere Autofahrer wegen ihrer SUV’s, und weil sie es können. Doch zurück. 


Wir erlebten, wie Peruaner jeden Müll aus ihrem Auto auf die Strasse werfen. Überall hängen und liegen Plastikbeutel in der Landschaft herum. Bauschutt am Wegesrande. Es stinkt immer wieder grässlich. Ganze Müllhalden existieren verteilt in der Wüste Sechura mitsamt darüber kreisenden Geiern. Was da wohl liegt?


Von dort aus starteten wir nach Lambayeque. Entlang der Küste. Wüste. Karg, Verschläge als Behausungen. Trocken. Nichts mit schön am Strand ausspannen. Eher Industriecharme. Trawler zum Fischen, haufenweise auf Trockendocks liegend.


In Lambayeque entschlossen wir dann, ins Landesinnere zu reisen. In der Hoffnung auf Schönes Peru. Das sollten wir auch bekommen, was seinen Preis hat. 

Denn Hauptverbindungsstrassen sind größtenteils ungeteert. Meine ungeliebten Topes in verschiedenen Ausführungen sind wieder aufgetaucht. Wellblechpisten, steile Serpentinen auf Schotter, Schlaglöcher. Dann wieder wundervolle geteerte Straßen, die durch gigantische Bergformationen verlaufen, sich durch Schluchten mit reißenden Flüssen entlangschlängen, entlang wunderschöner Cascaden von Wasserfällen und durch putzige Bergdörfer mit Eselparkplätuen und Menschen mit breitgekrempten cremefarbigen Hüten führen. Atemberaubend. Ohs folgen Ahs. Guck mal hier, oh nein dort. Ständig ein Lächeln ins Gesicht zaubernd.


Nun, wir nahmen jedenfalls den Weg in Richtung Nordostperu ins Landesinnere nach Ferreñafe auf. Der stellte sich als 16km unbefestigter Feldweg statt der geteerten Hauptstraße heraus, was schon echt hart war. Noch war es eine Ausnahme für uns. Jetzt wissen wir es schon besser. Es wird immer wieder solche Abschnitte geben. Schon morgen gleich zwei davon. Einmal 18, einmal 37km. 


Am Ende kamen wir in Cutervo an. Cutervo ist nun auch nicht gerade ein Goldstück, und komplett Baustelle. Sobald wir hielten, um nach einem Hostal zu suchen, bildeten sich Trauben um mich im Beiwagen herum. Und das mit meinen fünf Wörtern Spanisch! Ein Volksfest wurde mit Blasmusik am Abend eingeläutet und um 4h früh wieder. Feuerwerk der ganz schlichten Art: Ein Lichterkreis, der sich drehte. Und Raketen mit Donnerschlag!  Auch morgens um vier noch einmal. Alle starrten uns an, anstelle der Blaskapelle, die sich sichtlich Mühe gab. Netter Abend!


In diesem Ort wurden wir übers Ohr gehauen im Hostal. Denn wir kriegten ungewollt mit, wie ein Peruaner nur 25 Soles, wir dagegen 60 Soles für das Zimmer zahlen mussten. Er setzte sich sogar für uns ein, was aber leider nichts half. 


3,7 Soles sind ein Euro. Ein Zimmer kostet im Schnitt 40. Ein Bier runde 5 bis 7 Soles. Außergewöhnlich ist noch, dass in Peru vorwiegend löslicher Kaffee getrunken wird. Ein Mittagessen macht uns im Schnitt zwischen 10 und 20 Soles ‘ärmer’. 10 best schmeckende Bananen 3 Soles. 4 Empanadas 1 Sol. 


Von Cutervo ging es weiter nach Bagua Grande,  im Amazonas Gebiet beheimatet. Wieder tolle Aussichten auf guten und schlechten Strassen. Wir erreichten unser Hostal Shalom D&D, was soviel heißt wie Bed und Breakfast. Bei 36° Grad, aus Bergtemperaturen kommend, erstmal ein Uff. Wir waren alle davon ziemlich geplättet. 


Gestern dann spektakulärste Landschaften. Unfassbar, das es noch Steigerungen gibt. Hinter jeder Kurve ragten noch höhere Felsen, Berge und Gebirksketten hervor. Ein Cañon, der überhängende Felsen aufwies, unter denen wir durchfuhren. Ziel war ein winziger Ort namens Lámud. In der Nähe diesen Ort gibt es ganz spezielle Sehenswürdigkeiten und zwar das “Pueblo de los Muertos” und einen Ort mit tönernen Sarkophagen, die an die Stelen auf den Osterinseln erinnern. Im Dorf Lámud holt man sich den Schlüssel zu dem Pueblo und zahlt 8 Soles. Leider alles kein bisschen rollstuhlzugängig. Es ist schon für Fußgänger gefährlich. Bin total gespannt, was Legin erzählen wird. Wir haben ihn allein ziehen lassen.


Lámud ist ein ruhiges, nettes und schnuckeliges Bergdörfchen, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen. Ab 18h gibt es nichts mehr zu essen, und in unserem Gasthaus wird um 22h das Licht ausgeknipst. Das Gasthaus erinnert in seiner Bauweise an tibetische Häuser. Es hat einen schön bepflanzten Innenhof. Ansonsten sehr einfach. Unsere Gastgeberinnen sind supernett und zuvorkommend.


Legin ist grad zurück, und bin gespannt, was er zu erzählen hat. Ist ziemlich rotköpfig und erscheint erschöppft. Aber auch stolz auf sich, diesen Trampelpfad gemeistert zu haben. Und die Fotos zeigen keinen Trampelfad sondern einen 20cm breiten Steinweg am hunderte Meter tiefen Abgrund entlang. Ja, er kann stolz auf sich sein!


Morgen geht’s nach Kuelap. Das zweite Machu Pichu in Peru. Nur mit weniger Touristen, weil es so weit vom Schuss ist. Der Weg dahin vermutlich steinig und schwer mit gigantischen Aussichten! Freude!


Schlaft alle gut! Und einen guten Wochenstart!


Küsse, Heike und Toshi




















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