Datum: Dienstag, 2. April 2019, Position: Cali, Kolumbien, Stimmung: Top!!
Update
Ihr ganz Guten, Lieben und Schönen dieser Welt!
Erstmal Danke, dass Ihr uns so zahlreich zum Geburtstag gratuliert habt! Es ist der Geburtstag des FB Accounts, nicht Toshis. Fb ließ Toshi keinen Account erstellen ohne Angabe eines Geburtstages. Er wählte den 01.04. An diesem Datum schickt man bekanntlich andere “in den April”. In diesem Fall also Facebook. Wir hatten das völlig vergessen. Toshi’s Geburtstag ist der 04.04 und er wird übermorgen 50 Jahre!
Wir verbrachten vier Tage in Filandia bei Paul und Yvette in einer traumhaften Umgebung. Sowohl ihre Finca, die ihren Charme mit Hunden, Katzen, Pferden, Hühnern, altem Baumbestand, viel Patz hat als auch diese unglaublich hügelige Landschaft drum herum. Es ist grün, grün und nochmal grün. Die Gegend ist hauptsächlich mit Kaffee bewachsen. Die angenehmen Temperaturen ließen uns herrlich schlafen. Da es jetzt Regenzeit ist verdichten sich gegen 4h nachmittags die Wolken und es schüttet. Wir können wahrnehmen, das es abends schon wieder länger hell ist.
Yvette und Paul bereiten fast täglich ein vegetarisches und nicht vegetarisches Abendessen zu, das Salat und allerlei Köstlichkeiten bereit stellt. Morgens gibt es ein lecker Frühstück mit Allem. Vor allem mit soviel Kaffee wie man will. Weißt doch jeder, daß das Leben erst nach dem Kaffee beginnt. Abends siitzt man zusammen erzählt oder schaut einen ausgesuchten Film. Schon nach 3 Tagen ist es wie Zuhause sein, und will nicht mehr weg.
Doch schweren Herzens sind wir am 4. Morgen nach Cali aufgebrochen, wo wir uns im Hostal Oasis eingemietet haben. Auf der Fahrt hatte die Dicke immer wieder Fehlzündungen und zog nicht richtig. Schlechter Sprit oder Zündkerzen. Da es hier aber dauernd regnet, kann Toshi den Fehler nicht per Computer auslesen lassen. Uns wäre Wasser im Sprit die liebste Erklärung. Dennoch brachte sie uns gut nach Cali.
Während einer Kaffeepause auf der Fahrt machten wir Bekanntschaft mit dem CB Honda Club Cali. Ungelogen 25 Motorradfahrende umringten uns, und wollten ALLES wissen. Und es kamen auch noch andere Motorradfahrende hinzu. Einfach, weil wir eine anziehende Gruppe waren.
Jetzt beobachten wir die Situation vor Ort. Es sind von Cali bis Popayan, dann bis Pasto und schließlich zur Grenze von Equador 460 km. Es gibt nicht nur auf der Panamericana, auch auf der Umgehungsstraße weder Benzin noch Lebensmittel. Wir haben, wenn es gut läuft, Benzin für knapp 500 km in der Dicken. Nigel betankt Extrakanister. Die Blockierenden fangen leider an mit Dynamite zu hantieren und Landminen zu vergraben. Erste Meldungen treffen ein, das selbst Motorradfahrenden der Sprit abgepumpt und die Reifen zerstochen werden. Je höher es jetzt kocht, desto früher macht die Regierung endlich etwas. Weil langsam ärgern sich auch die Menschen, die dort in den Städten leben. Die können ja auch nichts mehr kaufen. Es beschäftigt uns täglich. Erstmal bleiben wir hier nah dran, falls Meldungen erscheinen, das die Straßen wieder ganz oder für Stunden geöffnet werden. Ansonsten verlängert Nigel seinen Aufenthalt. Jetzt warten wir erstmal zu. Wir versprechen kein Risiko einzugehen. Toshi sagt grade, das morgen mit Verhandlungen zwischen den Demonstrierenden und der Regierung gerechnet wird. Happy day!
Ihr Lieben! Jetzt gibt es Essen! Wir lieben und vermissen Euch!
Heike und Toshi
Datum: Donnerstag, 28. März 2019, Position: Steelhorse Hostal, Filanda, Stimmung: Top!!
Ein Leben nach Montezumas Rache
Blick vom Steelhorse Hostal in Filandia
Hey, Ihr Lieben, Guten und Schönen!
Das Leben hat uns wieder. Und wir: Endlich wieder Fahren und Draußen verweilen. Am Ende wird es immer gut. Nur Geduld ist gefragt. Und jeder, der mich kennt weiß, daß das nicht meine Stärke ist. Gelegenheit zum Üben wird mir auf unserer Reise reichlich geboten.
Als es mir besser ging, wurden wir von Omar und seiner Frau Sandra zu einem Ausflug ins Umland von Bogotá eingeladen. Es sollte an die Lagune Guayanaquil gehen.
Ja, woher kommen die beiden jetzt, fragt ihr Euch. Wir hatten das große Glück in die Whatsapp Gruppe von Motoradfahrern in Mittel- und Südamerika aufgenommen zu werden. Wie ihr ja schon wißt, wurden wir von vielen in der Gruppe begrüßt. Unter anderem von Omar, der in Bogotá lebt.
Also hatten wir einen sehr kurzweiligen und schönen Tag mit den Zweien. Neben der Lagune haben wir noch ein paar hübsch anzusehende Dörfer besucht. Um Bogotá herum, erinnert die Landschaft an das Allgäu oder die Schweiz.
Während der ganzen Zeit beschäftigte uns aber vor allem die Situation im Süden von Kolumbien. Indigene Stämme hatten begonnen auf den beiden Straßen, die nach Equador verlaufen, Blockaden zu errichten. Sie protestieren gegen die Regierung, denn die soll ihre Belange angeblich nicht berücksichtigen. Angeblich, weil es dazu natürlich diverse Ansichten und Meinungen gibt. Fakt ist, daß dort mittlerweile Guerilla Aktionen laufen, sich indigene Stämme gegenseitig überfallen und, es dazu noch aufgrund von Regengüssen Erdrutsche auf die Straßen gegeben hat. Das Militär ist jetzt vor Ort. Sprit ist schwierig zu bekommen, und wird rationiert. Nicht einmal zwei Liter bekommt man am Tag. Wenn man Glück hat, und nach zwei, drei Stunden anstehen noch Benzin übrig ist, ist es gut.
Dann erreichte uns die Nachricht von Nigel, mit dem wir schon auf der Baja reisten, daß er nach Equador fahren will, und wir beschlossen, uns ihm anzuschließen. Es ist unklar, wie sich die Situation dort in nächster Zeit entwickeln wird. Sie sagen, daß die Regierung nicht zulassen will, daß die Blockaden bis nach Ostern gehen. Was das dann heißt, kann man sich ausmalen. Zimperlich sind sie ja hier nicht unbedingt.
Es ist auch ein ziemlicher wirtschaftlicher Verlust, denn die LKWs hängen auch fest, Waren vergammeln und die Fahrer sind erbost, da sie für Unterkunft und Verpflegung selbst aufkommen müssen. Daß macht den Präsidenten unwillig zu verhandeln. Obwohl wir von unserer Whattsapp Gruppe reichlich Unterstützung bekommen, kommen immer andere Meldungen kommen hier an. Besonders von Menschen, die in der Region um Cali, Popayan und Pastó leben.
Es wird das Beste sein, Richtung Grenze zu fahren und vor Ort zu sehen. Wir wollen deshalb so schnell wie möglich nach Equador, schon allein, weil Nigel am 8. April aus Kolumbien ausgereist sein muß. Wir wollen nicht alleine da durch, und wir haben schweren Herzens entschieden, auf einige Sehenswürdigkeiten im Norden Kolumbiens, wie z.B. Cartagena, Medillin, Guapete und die Lagune dort, zu verzichten. Wir sagen uns, daß noch so viel Schönes auf von wartet und vor uns liegt. Und daß, es das nicht wert ist, in einen offenen Konflikt zu geraten.
Am Morgen unserer Abreise aus Bogotá machten wir uns in Richtung Zipaquirá auf. Dort befindet sich die berühmte Salzkathedrale, die in eine Silbermine 900 m unter die Erde gebaut wurde. Zuvor erhielten wir eine Whattsapp von unserer Bikergroup, daß Orlando dort ein Hotel hat. Er machte uns einen Superpreis für eine Nacht mitten im Zentrum von Zipaquirá. Mit dem öffentlichen Bus fuhren wir den Hügel rauf und runter und machten Bekanntschaft mit zwei jungen Zipaquirianern (?), die uns Löcher in den Bauch fragten, und uns von ihrer Stadt erzählten.
Die Salzkathedrale ist eher ein Museum, das auf sehr moderne Art den Leidensweg von Jesu Christi darstellt. Nichts ist figürlich dargestellt, sondern alles ist sehr abstrakt in Stein gehauen mit beeindruckenden Lichtinstallationen. Über und über mit Salz versehen. Stalakmiten und Stalaktiten säumen die Wege. Da es ziemlich steil hinunter geht, und es sehr vielen Treppen hat, blieb ich an einem übersichtlichen Teil des gigantischen Kirchenschiffs stehen. Um den Hügel, auf dem die Kathedrale steht, riecht es abscheulich nach Schwefelwasserstoff, was sich aber im Inneren verpflüchtigt.
Unser Ziel am nächsten Tag war Giradot, denn wir wollten uns tags drauf mit Nigel in Cajamarca trefen. Giradot ist ein ganz normales Städchen wie Sinsheim oder Herrenberg. Wir fanden ein sehr billiges Hotel und einen Platz, wo wir lecker zu Abend aßen. Es gibt nämlich überall in Kolumbien sowas wie ein Tagesessen mit Suppe, Salat und Hauptgericht für umgerechnet 3-4 Euro, das es den ganzen Tag zu kriegen ist bis es alle ist. Die Hauptmahlzeit ist eh um die Mittagszeit, und die meisten Lokale schließen um 19h.
Endlich waren wir wieder on the road. Nach zwei Wochen stationär, fühlte es sich mehr nach einem Urlaub als nach einer Reise an. Es war einfach perfekt. Die Straßen waren gut und kurvig, und die Landschaft mit sehr hohen Bergen einfach toll. Ja, Jörn sagte, in Kolumbien kannst du jede Straße nehmen, und es macht Spaß. Recht hast Du, Jörn!
In Cajamarca trafen wir Nigel wieder, und es war wie Familie wieder treffen. Zusammen reisten wir gestern nach Filandia. Ein sehr niedliches buntes Städchen auf einem Berg, umrundet von Landschaft, wie sie in Cornwall zu finden ist.
Unser Highlight im Moment ist das Steelhorse Hostel, das von jungen Engländern aufgebaut wurde, und die hier in Filandia hängen geblieben sind. Sie selbst sind durch Südamerika gereist.
Nun planen wir unseren Equadortrip, und warten auf die neuen Entwicklungen im Ländle.
Wir küssen und umarmen Euch!
Heike und Toshi
Datum: Freitag, 22. März 2019, Position: Chocolate Hostal Bogota, Stimmung: Mittel!
Hostalleben in Bogotá mit Montezuma’s Rache
Schätzchen: Museo de Oro
Ihr Guten, Schönen und Lieben!
Es ist schon längst überfällig, den Blog zu posten. Es gab ein paar Entscheidungen zu treffen, und waren glücklich, endlich wieder Landschaften genießen zu können.
Ein Hostelleben. Von der Struktur sind Hostels
einer Familie sehr ähnlich. Es gibt immer die Eltern, männlich und weiblich. Volunteers sind meistens so wie die Kinder von Freunden auf Besuch. Manche leben richtig mit und auf. Andere sind anwesend, scheinen aber immer an Heimweh zu leiden. Die Gäste fügen sich wie Kinder oder Verwandte, die, weil sie grad geschäftlich in der Gegend sind und dort unterkommen, in das Sippenleben ein. Sichtbar werden die Strukturen natürlich erst, wenn man mehr als zwei Nächte bei der Familie weilt. Man sagt ja auch, daß Fisch und Verwandte nach drei Tagen stinken!
Aufgrund meiner weißen Haare bin ich meistens die abulita, die Großmutter. Toshi, mein bewunderungswerter Sohn, der seine Mutter mit auf Weltreise genommen hat. Klärt es sich auf wie es sich verhält, wird sich fleissig bekreuzigt und mit mittels allerlei Übersprungshandlungen versucht, der Situation mit einem Lachen Herr/Frau zu werden. Im Hostel habe ich dann auch so eine Abulitaposition inne. Es werden persönliche Erfahrungen im Vorbeigehen mitgeteilt. Gegrüßt wird mit dem hier üblichen Respekt vor den Alten. Herzlich. Immer mit einem milden und erfreuten Gesichtsausdruck. Toshi ist meistens für nicht funktionierende Geräte zuständig. Als Motorradfahrer kann man eben alles.
Nach drei Tagen zeigt sich, wer in der Familie mit wem kann und wer nicht. Wer das sagen hat, wenn die Eltern nicht im Haus sind. Wer selbstmotiviert arbeitet, wer nicht. Wer länger als drei Tage seine Contenance halten kann. Wer sowieso gechillt ist und wer nicht. Ob und vor allem, welche Musik gehört wird. Das Wichtigste sind aber Stimmlagen, Farbklang der Stimmen, Betonungen und gefühlte Untertöne innerhalb der Familie. Ist die Atmosphäre generell freundlich ausgerichtet. Werden Inhalte miteinander diskutiert. Gehen die Gespräche auch mal über das Alltägliche hinaus. Wird gemeinsam gekocht, gebacken oder Gelee gekocht.
Ok, Montezuma’s Rache hatte mich so erwischt, daß ich 5 Tage mehr oder weniger im Bett lag. Erst nach 5 Tagen griffen die Medikamente und am Ende ein Bakterientöter. In unserem schönen, 6 m2 großen Zimmer lag ich zunächst abgeschieden vom Familienleben. Von Tag zu Tag öffneten wir mehr und mehr die Flügeltüren und ich lag so, wie wenn Muttern einem im Wohnzimmer auf der Couch eine Bettstatt einrichtet, damit armes Erdenkind am familiären Leben teilnehmen kann. Mal ein Hola hier ein
Buones da. Wie war die Nacht? Sollte nicht doch ein Arzt aufgesucht werden?!
Ich selbst machte mir Gedanken, ob die Familie bereits den Eindruck hatte, daß wir unserem Besuch nach 8 Tagen nun endlich mal ein Ende setzen sollten. Wir waren ja quasi schon am Schimmeln und nicht mehr am Stinken. Doch ich vermute, daß es eher eine Gegenübertragung war. Bleibt ja faktisch ein Hostal. Und es will verdient werden. Am Tag unserer Abfahrt waren dann alle rührend, und ich hatte den Eindruck, zu der gern gesehenen Seite der Verwandtschaft zu gehören. Dieses Hostal namens Chocolate Hostal war zumindest das genau Richtige in dieser Situation. Eine Familie. Und samstags wird ein Subotniktag eingelegt.
In Bogotá. Unglaubliche Ausmaße in alle Himmelsrichtungen. Umrandet von unzähligen Dörfern, bei uns wären es Städte, die noch zu Bogotá zählen. Der Haushügel, der Monserrate auf ca. 3120 m gelegen, erschien uns eher einem Berg gleich. Der Bogotabewohner nennt ihn Hügel. Es ist die verregneteste Stadt Kolumbiens und es ist übers Jahr eher kühl hier auf 2600 m. Wenn es regnet, schüttet es. Dann läuft der Patio des Hostals ganz schnell voll, und die aufgestellten Eimer auch. Morgens ist es meist sonnig. Ab 14h trübt es ein. Und dann irgendwann regnet, bald schüttet es.
Die Stadt hat sehr unterschiedliche Barrios, Stadtteile. Wir wohnen in der Altstadt La Candelaria Die Straßen gehen recht steil auf und ab. Jedenfalls für Rollstuhlnutzer nicht ganz ohne. Vorgestern bin ich fast nach hinten umgekippt als Toshi die Tür des Hostals öffnen wollte. Er hat mich grad noch mit zwei Fingern erwischt. Die Mühen lohnen sich allerdings. Graffitis über Graffitis. Eines schöner als das Andere. Manche Riesen gleich. Selbst mit Pflanzen angelegte Graffitis sind an Hauswänden zu bewundern. Und wie sollte es in Kolumbien auch anders sein, kann bester Kaffee überall getrunken werden. Und Pot ist überall zu riechen. Marihuana wird von fast jedem geraucht, obwohl verboten. Wir sagen selbst Marktfrauen, die kifften. Ein Apfel kann z.B. als gut getarntes Rauchgefäß dienen. Es wird ja nur ein Apfel gegessen. Das war mir neu.
Vom Besuch des Barrio Bronx sollte allerdings abgesehen werden. Da wohnen die ganz Harten. Harte Drogen, böse Jungs, Armut. Dort floriert der Drogenhandel, und wird hinunter in die Stadt verkauft. Hier im Barrio La Candelaria sieht man leider, was der Konsum von dort oben aus den Menschen macht. Manche zeigen auch schnell Muskeln, wenn dem Wunsch nach Geld für harte Drogen nicht sofort nachgegeben wird. Doch wir fühlten uns wegen der vielen Menschen nie unsicher. Klarer Menschenverstand, abweisend oder grimmig gucken hilft immer. Nach 22h waren wir eh nicht mehr auf der Straße.
Im Universitätsviertel geht es wie auf dem Campus in Heidelberg zu. Nur statt der Quadratbauten im Neuenheimerfeld stehen schnuckelig anmutende Harry Potter Gebäude herum. Die Universität englischer Style. Ein großer Park rundet das Ganze ab. Very fancy Restaurants and Läden. Multikulturell. Nun, über die Stadt verteilt gibt es Duzende von Universitäten, die dann auch in Quadratbauten beherbergt sind. Da sie meistens bemalt sind, wirkt es nicht so monströs.
Überall existieren unglaublich viele kleine Parks und Plätze, auf denen Menschen verweilen. Neben all den angebotenen Touren gibt es auch Sparziergänge for free. Vorbei an politischen Denkmälern, bedeutenden Graffitis und zum Platz, wo Jorge Guitán ermordet wurde.
Die Kolumbianer sind wirklich glücklich und stolz, ihr Scheißimage verloren zu haben. Sie arbeiten hart daran und dafür. Man sagt, daß der Kolumbianer deshalb so glücklich ist, weil er 45 Feiertage im Jahr hat.
Wir wünschen Euch einen wunderschönen Tag!
Hugs and kisses, Toshi und Heike
Eintrag erstellt am Donnerstag, 28. März 2019Datum: Montag, 18. März 2019, Position: Chocolate Hostal, Bogotá, Kolumbien, Stimmung: Mittel!
Up and Down!
Mehr als Graffiti: Wandmalereien überall
Tja, liebe Freunde und Familie,
Up and Down geht es in dieser Stadt wahrhaftig. Was für steile Gassen und Straßen! Und das bei der dünnen Luft. Gelegentlich bin ich etwas aus der Puste. Und der “Hügel” Monserrat, der sich etwa 600 Meter über das Niveau der Stadt erhebt, ist ein kapitaler Berg, so viel ist mal klar!
Doch heute sind wir ganz anders down. Heike hat seit gestern morgen, ich seit heute Nacht, das erste Mal auf unserer Reise so richtig “Montezumas Rache”. Ohne weiter in Details gehen zu wollen, das macht keinen Spaß!
Dafür berichte ich gern von unserer Fahrt auf den Monserrate. Die Gondelseilbahn (Teleférico) wurde gewartet, daher fuhren wir mit der fast parallel laufenden Standseilbahn (Funiculár) hinauf. Von der Bergstation zum eigentlichen Ziel, der Kapelle geht es dann noch einmal zu Fuß steil nach oben. Und das, nachdem wir schon zur Talstation auf ein Taxi verzichtet, und ziemlich anstrengend hinaufgestiegen waren. Doch es hat sich gelohnt!
Der Ausblick ist gigantisch. Diese Stadt erstreckt sich wahrhaftig fast in alle Richtungen bis zum Horizont. Gut, ein paar Berge helfen mit, den etwas in die Nähe zu rücken, doch Bogotá ist eine wirklich riesige Stadt. Es gibt keinen detaillierten Stadtplan von der gesamten Stadt. So groß ist sie.
Von oben sieht Candelaria und ganz Bogotá einigermaßen flach aus. Wie sehr das doch täuschen kann!
Für den Nachmittag haben wir versucht, uns mit Milena und Oskar zu verabreden. Doch die beiden haben noch keine SIM-Karte, und sind unterwegs. Also keine Absprache möglich. Wir gehen trotzdem auf gut Glück zum von uns vorgeschlagenen Treffpunkt, dem Chorro de Quevedo. Die beiden sind zwar nicht da, aber wir genießen eine Zirkusakrobatik-Show vom Feinsten. Hier trifft man sich (nicht nur am Samstag), um Kleinkunst wie Jonglage, Musik und Poesie zu erleben. Der Platz war auch am Freitag bereits gut besucht. Heute, am Samstag, ist er rappelvoll.
Nun, seit gestern, also Sonntag, beschränkt sich unser Sightseeing überwiegend auf die Keramikabteilung des Hostels, und wir haben daher beschlossen bis morgen, also Dienstag, zu bleiben.
Aus naheliegenden Gründen fiel dann auch das Treffen mit Milena und Oskar etwas knapper aus als geplant. Nun, die beiden sind noch einige Wochen im Lande, vielleicht laufen wir uns ja noch einmal über den Weg! Wir würden es uns wünschen!
Wenn wir morgen wieder fit sind, wonach es zum Glück einigermaßen aussieht, wollen wir etwas nördlich von Bogotá die Salzkathedrale besuchen, und dann am folgenden Tag weiter Richtung Medellín reisen.
Der Name der Stadt Medellín wird hier, für uns noch ungewohnt, mit einem weichen “sch” (wie das “g” in Garage) statt des uns bisher gewohnten “j” an Stelle der beiden “l“s gesprochen.
Überhaupt: Spanisch. Das ist nicht eine Sprache, das sind hunderte! Aussprache, andere Worte für das selbe, gefühlte hunderte Worte für Mais und Maisprodukte, ebenso wir für Chili und die entsprechenden Unterarten… Dadurch rennt man beim Lernen praktisch immer den lokalen Besonderheiten hinterher. Die Grammatik bleibt dabei zum größten Teil auf der Strecke. Verstehen tun mich die meisten aber trotzdem. Immerhin!
Ihr Lieben, wir hoffen, es geht Euch gut, und macht Euch bitte keine Sorgen um uns. Montezuma wird uns früher oder später aus seinen Fängen entlassen. Und dann freuen wir uns auf neue Abenteuer in diesem so herrlich gastfreundlichen Land!
Bis bald!
Heike & Toshi
Datum: Freitag, 15. März 2019, Position: Chocolate Hostal, Bogotá, Kolumbien, Stimmung: Top!!
Wieder vereint!
Hola Amigos! Unser Willkommenskommitee. Es kamen noch mehr...
Gestern haben wir die Dicke aus der Luftfracht abgeholt. Eine längliche Prozedur, bei der wir mehrere Sicherheitsüberprüfungen hinter uns bringen mussten. Gut, dass uns Veronica von Cargorider und ihre Mitarbeiter kundig begleitet haben.
Am Ende stand sie dann wieder vor uns. Gepäck wieder etwas umrödeln, aufsitzen und los!
Denkste! Binnen Minuten standen so um die fünfzehn, zwanzig Leute um uns herum, fragten, erzählten, drehten Videos (wir sind jetzt Facebook Stars!), und was nicht alles. Sogar ein Flugkapitän kam vorbei, erzählte er habe das neueste Modell der R1200GS, aber leider keine Zeit zum Reisen… Nun, wir wurden etwas aufgehalten.
Was tat das aber gut, die Dicke wieder zu starten, und loszufahren! Und auf dem Weg in die Stadt war doch tatsächlich weniger Stau als befürchtet.
Das Hostal Chocolate in Candelaria ist sehr hübsch gelegen, und auch von innen sehr nett. Mit einem altertümlichen, kolonialen Charme. Unser Zimmer hat zwar kein eigenes Bad, aber dafür ein ganz wunderbares Bett, in dem wir hervorragend schlafen. Auch, weil wir die Dicke auf dem benachbarten Parkplatz in bester Sicherheit wissen.
Candelaria ist ein vibrierender Stadtteil mit viel Kultur und Subkultur, sowie einer Fülle an Wandmalereien überall. Unser Spaziergang durch die Innenstadt führte uns heute zu einem Zahnarzt und zum Goldmuseum. Zahnarzt musste sein, weil die in Guatemala wieder befestigte Implantatkrone ja immer noch auf eine Zementabdichtung wartet. Leider hatten die dort nicht den passenden Schlüssel, um die Krone abzuschrauben, also muss es eben noch etwas warten.
Das Museo de Oro ist überaus beeindruckend. Gut gemacht, auch wenn es einem irgendwann so erscheint, dass man nun wirklich genug Gold gesehen hat. Und der Eindruck entsteht, die haben hier so viele Exponate, dass sie sich dann fast künstlerische Präsentationsweisen ausdenken müssen, um nicht noch einen Schaukasten mit hunderten ähnlicher Stücke aufzustellen. Also gibt es einen großen runden Raum mit einer Audio- und Lichtinstallation, in der einige hundert Stücke präsentiert werden, die man im Grunde alle schon so ähnlich in den Schaukästen gesehen hat, die einem aber hier noch einmal die Fülle und den Reichtum des Museums klar machen.
Ein Gang durch die Fußgängerzone, die Carrera 7, rundete unseren Tag ab, den wir am Chorro de Quevedo ausklingen ließen.
Oskar, unser “Nachbarskind” aus der Schillerstraße, und seine Freundin Milena sind heute in Bogotá gelandet. Wir freuen uns irrsinnig darauf, sie zu sehen, aber natürlich brauchen sie erst einmal Zeit um anzukommen.
Und auch ihnen macht wahrscheinlich, wie uns, die Höhe von rund 2600 Metern über dem Meer zu schaffen. Wir sind ständig außer Atem, und kalt ist es bei um die 15 Grad, im Vergleich zu den knapp 40 Grad in Panamá, noch dazu! Heike hat Mütze und Daunenjacke ausgepackt, denn morgen wollen wir mit der Seilbahn auf den Monserrate fahren. Runde 3200 Meter ist der hoch, und man soll einen fantastischen Blick über die Stadt haben.
Datum: Mittwoch, 13. März 2019, Position: Bogotá Hotel Boutique Mendoza, Stimmung: Top!!
Ein neuer Kontinent. Willkommen in Kolumbien
BBC, mal anders...
Ihr Lieben und Guten!
wir sind glücklich und ohne irgendwelche Übergriffe seitens der “Special Services” der Airline von Panamá nach Bogotá geflogen. Alles lief wie am Schnürchen. Das einzige, was es zu bemängeln gäbe, waren die Taxi-Fixer, ohne die man am Airport praktisch kein Taxi bekommt, und die für uns Kolumbien-Neulinge gleich mal einen Extrapreis erfunden haben, der in etwa doppelt so hoch ist, wie er sein sollte. Schwer zu ermessen, wenn man die Währung nicht kennt, und die mit den Tausendern nur so um sich werfen. 3500 Pesos sind ein Euro. Im Hotel fragen wir, was es normalerweise kosten sollte, und ärgern uns etwas. Tja, daran wird Taxi wohl bald sterben, und Uber leben… Schweineigeleien gegenüber Ortsunkundigen kennt man ja sogar von deutschen Taxifahrern…
Unser Hotel ist sehr angenehm, bis auf die Tatsache, dass ich Heike die gewendelte Treppe zum Zimmer hinauf- und heruntertragen muss. Ansonsten sehr hübsch hier, gutes Frühstück, das wir aufs Zimmer gebracht bekommen (wegen der Treppe…), und auch die Gegend hier hat ein paar nette Ecken.
Eintrag erstellt am Montag, 18. März 2019