Datum: Mittwoch, 13. Februar 2019, Position: Guatemala Stadt, Stimmung: Top!!
Ihr Lieben, Schönen und Guten!
Bevor wir morgen gen El Salvador aufbrechen, wollen wir uns noch einmal melden! Wer weiß, wann wir das nächste Mal stabiles WiFi haben werden. Und wer sich sorgt, schreibt einfach über das Kontaktformular. Denn kurz zurück schreiben, geht mit Toshi’s Mobil immer.
Wir verbringen die letzten zwei Tage bei Carlos und Sigrid in Guatemala City, die uns spontan eingeladen haben. Zum einen reisen sie selbst sehr viel und gerne. Und hatten auch schon viele Overlander zu Besuch. Zum anderen haben sie ganz aktuell eine GS 1200 mit einem Beiwagen in Seattle versehen. Wunderschön!
Beide sind deutschabstämmig. Sigrid’s Familie in dritter Generation und Carlos, der eigentlich Karl heißt, kam Ende der 50ziger als 5jähriger mit seinen Eltern aus Boppard am Rhein nach Guate. Sein Vater eröffnete eine Metzgerei in der Stadt. Carlos verbrachte seine Lehre in Boppard und seinen Meister in Hamburg, während Sigrid Modedesign studierte. Sie haben mittels sehr viel Arbeit und echtem Einsatz, ein florierendes Unternehmen für Delicatessen auf die Füße gestellt. Heute arbeiten sie, besonders Sigrid, noch immer mit Freude im Unternehmen, obwohl sie sich beide gerne nach 40 Jahre langsam rausziehen wollen. Denn sie möchten noch eine ganze Weile, ihr schönes Gefährt bewegen.
Im Haus wohnen noch 4 Hunde und eine Katze, die Sigrid und Carlos von der Straße geholt haben. Selbstverständlich Doris, die Mama von Sigrid nicht zu vergessen, die im Garten ein entzückendes Holzhäuschen hat. Auch sie hat zwei Hunde und fünf Katzen. Alle sind sehr tierlieb, und engagieren sich ehrenamtlich für verletzte Straßentiere. Und das ist nicht alles: Auch kümmern sie sich aktiv um ein Kinerheim “Casa Guatemala”.
Am Montag durften wir die Produktionsstätte der Köstlichkeiten besuchen, und gleich eine von den demnächst 5 Geschäften besuchen, in denen die Köstlichkeiten verkauft werden. Ob Schinken, Salami, Bündnerfleisch, selbstgemachtes Gulasch, Brot und Salate. Alles super lecker! Toshi liebt übrigens sehr gerne den hausgemachten Fleischsalat.
Gestern bekamen wir dann eine exklusive Stadtrundfahrt mit vielen Informationen zu Guate City! Am Beeindruckensten war ein Relief vom Land Guatemala, das in den 20ern des 19. Jahrhunderts entstand als das ganze Land vermessen wurde. Belize und Yucatan gehörten, nur so nebenbei, vor Jahrhunderten zu Guatemala. Deswegen sind diese Gebiete auch noch auf dem Relief zu sehen. Am Nachmittag verbrachte Toshi seine Zeit beim Zahnarzt, weil sich sein Implanat gelöst hatte.
Heute treffen wir Vorbereitungen für unsere Abfahrt morgen. Bosseln herum. Letzter Eintrag.
Ja, an dieser Stelle wollen wir uns bedanken! Nicht nur für alle Genüsse, die wir schmecken durften. Ein ganz besonderer Genuss waren die Tischgespräche über Familiengeschichten, Leben und Politik in Guatemala, auch im Gegensatz zu Deutschland. Über Literatur, Sitten, Regeln und vieles mehr. Auf diese Art des Reisens haben wir soviel über das schöne Guatemala gelernt. Dank euch Dreien! Wir haben euch ins Herz geschlossen, und nehmen euch jetzt auch auf unsere Reise mit!
Und ihr unsere Lieben! Wir sagen bis hoffentlich bald! Wir vermissen und lieben euch! Schöne Nacht! Schlafet gut!
Herzlich, Heike und Toshi
Werkstatt bei Cisco
Insgesamt waren wir 4 Tage wir bei Cisco in der Nähe von Guatemala Stadt. Die Reifen sind schon gewechselt. Ladebuchsen angeschraubt und verkabelt. Der Arm wird trotz Schraubens besser. Alle Karten und Bremsbeläge sind da. Die Löcher für die Riemchen am Beiwagen sind gebohrt. Am Montag, also gestern war alles gepackt für El Salvador. Es kam anders. Denn wir folgten einer Einladung von Carlos und Sigrid, die in Guatemala Stadt wohnen und auch ein Motorrad mit Beiwagen haben. Aber dazu in einem Extrablog.
Cisco ist ein extrem gut aussehender Mann um die 50. Erinnert an Jean Connery. Als er uns in Antigua abholen kam, zeigt sich ein lachender und lebensfroher Mann. Durch und durch herzlich und sehr entspannt. Gleich zum Scherzen aufgelegt. Er lacht viel und gerne. Gerne trägt er auch etwas auf dem Kopf, überall und oft. Am liebsten Buffs. Cisco ißt leidenschaftlich gerne, genießt gutes Essen. Er schläft wenig, und geht morgens zwischen 4h und 7h ins Fitnessstudio. Er liebt sich zu bewegen, und ist ständig in Bewegung. Und dann führt er nebenbei noch eine Firma. Er ist pfiffig, weiß sehr viel und erzählt gern. Er mag Menschen und wird von Menschen auf Anhieb gemocht. Hilfsbereit, aktiv und unterstützend. Das ist Cisco. Er ist selbst in 15 Monaten mit dem Motorrad von Guatemala nach Ushujaja gefahren. Er ist ein Overlander.
Das Spannende für mich an seiner Geschichte ist, dass seine Vorfahren aus Helgoland stammen. Für mich als Borkumerin und Insulanerin ist das sehr verbindend. Und nicht nur deswegen. Nach Helgoland ging meine erste Klassenfahrt. Da es extrem stürmisch war und das Schiff heftigst rauf und runter ging, kotzte die gesamte Borkumer Grundschule in das Schiff. Unvergesslich dieser Ausflug. Vor allem geruchlich. Und zu guter Letzt wurden wir mitten auf stürmischer See in ein kleineres Boot verfrachtet, und an den Strand gebracht. Es gab damals keinen Anlegesteg. Muss ich also 45 Jahre später nach Guatemala fahren, um einen von Helgoland zu treffen!
Ich war ja in Hamburg in der Klinik Ende der 70iger. Dort hatte ich eine junge Krankengymnastik namens Nikola T. als meine Therapeutin. Wir wurden Freundinnen. Damals bereiste sie in ihrem Urlaub Guatemala. Zurück kam sie mit Antonio aus Livingston am Rio Dulce. Einem gutaussehenden jungen Mann, der Musik machen konnte, und der sogar ein Stipendium für das Konservatorium in Hamburg bekommen hatte, um Gitarre zu studieren. Er konnte malen, und die Wohnung hing voll mit Malereien von Gottheiten der Maya, von Mayastätten wie Tikal und von Figuren eines Mayastammes der Quiches. Die Muster seiner Kleider, seine Umhängetasche mit Quetzals drauf- all das kam mir wieder. Das Geschirr aus Ton, die Gläser, Teppiche. Noch viele weitere Details erinnerte ich während wir hier durch Guatemala reisen. Ich habe mir vorgenommen nach Nicola zu suchen, wenn wir zurück kommen.
Eine weitere Geschichte betrifft auch Cisco und die Maya. In den Bergen in Chichinango unweit von Antigua residiert in einer katholischen Kirche der aktuelle Mayakönig. Dort ist der Großvater von Cisco geboren, und am Donnerstag und Sonntag soll es hier den zweitgrößten Markt in Central- und Südamerika geben. Aus den Bergdörfern kommen die Menschen, und handeln mit allem. Leider konnten wir den Markt wegen meiner Krankheit nicht besuchen. Naja: Irgendwo soll es ja den Größten geben. Zweite Chance!
Auch wollte ich vom See selbst berichten, der ein Vulkansee ist, und mit Wasser aus Flüßen gespeist wird. Sein Wasserstand ist allein in den vergangenen 15 Jahren derart gestiegen, dass man von Ciscos Haus nicht mehr in das nahe gelegene Dorf San Marcos laufen kann. Wo früher ein Strand, ist jetzt Schilf und Wasser. Im See gibt es ein altes Mayadorf, das aber nicht betaucht wird, weil das Wasser da unten zu trübe ist, um etwas zu sehen. Schade irgendwie.
Des Nachts, wenn es dunkel ist, scheint eine angeleuchtete Marienstatue von San Pedro rüber bis zum Haus. Das Licht der Maria, wenn der See still, geht in Wellen über den See. Auch werden dann die sogenannten “bombas de eglesias” gezündet. Sowas wie lautes Feuerwerk nur ohne Lichtshow. Und da es unglaublich viele Kirchen gibt, geht das Knallen noch lange bis in die Nacht hinein.
Und wenn wir schon bei den Kirchen sind, muss ich auch gleich erzählen, dass in den evangelischen Kirchen allabendlich so was wie eine Dorfdisco loslegt. Schlechte Hammondorgelmusik begleitet von noch schlechteren Gesängen. Das Ganze geht bis nach 22h und endet in wiederkehrenden tranceartigen Weisen. Sonntags morgens geht’s damit dann früh fröhlich weiter. Auch wenn nicht ein wirklicher Ohrenschmaus, mutet es fremd an und scheint eine wirklich gute Freizeitbeschäftigung zu sein. Lieber Singen statt saufen.
Und natürlich hört man am Haus von Cisco die Technomusik vom Hostal, wo Toshi das Motorrad abgestellt hatte. Und dienstags abends gibt es immer eine Trommelsession, die richtig toll ist und bis spät in die Nacht geht.
Das Hostal liegt im Dorf San Marcos. San Marcos ist der Wallfahrtsort für Alle, die sehnsüchtig nach dem Sinn des Lebens suchen. Alte und junge Langhaarige, Dreadlocksträger, spirituelle Gewandträger, westliche Schmuckhersteller mit angeblich magischen Steinen. Hier wird nicht gegangen sondern im Laufen meditiert.
Eine große Wandtafel zeigt an wann, zu welcher Zeit und wo, welches Erleuchtungsprogramm beginnt. Da wird allerlei Seelenheil für teures Geld verkauft. Selbstverständlich gibt es Health food stores. Vollwertiges und veganes Essen werden feil geboten. Schokoladen- und Kaffeerituale werden für die Seelenreinigung angepriesen, und ich durfte einer Streiterei über die Erfahrung mit der intergalaktischen Banane beiwohnen (Quatsch der eine, Erleuchtung der andere) ohne zu wissen, was sich dahinter eigentlich verbirgt. Tandra, Taichi, Yoga sind alltägliche Angebote wie Frühstück. Auf dem Berg steht ein buddhistischer Tempel, der von Amis erbaut, und von sehr reichen Anzugträgern besucht und finanziert wird. Alt- und Neuhippies versuchen sich in Geschäftsideen und im Aussteigerglück. Doch bei aller Häme: Es ist ein ruhiger und angenehmer Ort. Die Menschen sind friedlich. Und die gualtematekischen Händlerinnen bekommen ein Teil von den Dollars ab. Win Win Situation!
Vorgestern am Sonntag ging es mit Hund im Rucksack, und den Motorrädern in einen Biergarten in die Nähe von Antigua. Cisco hat nämlich ein 8 Wochen altes Boxermädchen namens Bäppa, die er gerne ans Motorrad fahren gewöhnen möchte. Das Fahren hin fand sie doof. Aber dort mit Kindern und Hunden zu spielen und zu rennen war wohl so toll, dass sie auf der Rückfahrt prompt einschlief.
Ihr Lieben! Wir gehen jetzt schlafen. Euch wünschen wir einen wundervollen Tag.
Heike und Toshi
Datum: Montag, 11. Februar 2019, Position: Guatemala Stadt, Stimmung: Top!!
Lago Atitlàn, Cisco und Nähkästchengeplauder
Lago Atitlàn
Ihr Guten und Schönen, wo immer ihr euch befindet!
Wir befanden uns von letztem Donnerstag bis Sonntag bei Cisco in der Nähe von Guatemala Stadt! Zuvor waren wir 6 Tage in seinem traumhaften Haus direkt am Lago Atitlàn.
Leider haben sich einige von Euch schon Sorgen um uns gemacht. Das tut uns leid! Wir hatten am See und bei Cisco kein offenes WiFi, so dass wir im Blog nichts schreiben konnte.
Leider sind die vergangenen 14 Tage etwas an mir vorbei gegangen. Zwar weiß ich noch alles, aber irgendwie dann doch nicht mehr so ganz. Viel hohes Fieber in den Nächten, machten mich irgendwie somnolent. Ich dämmerte tagsüber vor mich hin. Nachts hatte ich Schüttelfrost und wachte von meinem eigenen Wimmern auf.
Zuerst dachten wir an Malaria. Mir war aber weder übel noch hatte ich Durchfall. Irgendwann fing die Brust an, weh zu tun. Ich begann, Antibiotika zu nehmen. Es hat 8 Tage gebraucht bis ich nur noch leicht erhöhtes Fieber hatte. Seit gestern bin ich fieberfrei, was uns darin bestätigt, dass ich nach der Bronchitis, die ich seit Mexico hinter mir her schleppe, eine Lungentzündung drauf gesetzt hatte. Heute bin ich noch schwach, aber wieder geistig da.
In der akuten Krankheitsphase dachte ich daran, nach Hause zurück zu fliegen. Das Projekt “awillandaway” als gescheitert zu betrachten. Es ist sooo anstrengend auf den Strassen hier, wenn sie nicht geteert sind. Toshi war voller Sorge wegen mir, konnte dann auch bald nicht mehr, denn er kränkelte auch. Und, wenn ich so krank bin und keine Kraft mehr für Freundlichkeiten, gar Zugewandtheiten und Liebe mehr aufbringe, werde ich ungerecht und verliere den Blick für Verhältnismäßigkeiten. Drastisch ausgedrückt habe ich mich wie ein Arschloch verhalten. Seit ich etwas klarer im Kopf bin, kann ich das auch sehen. Ich habe mich aufrichtig entschuldigt.
Geblieben ist allerdings mein Zweifel, ob wir das alleine bei noch schlechteren Strassen hinkriegen werden. Nicht nur, dass es Kehren aus Stein, Sand und Löchern gibt, die es gilt von Toshi zu fahren. Nein, der Beiwagen hat ein Eigenleben, der mit mir und seinem Gewicht am Motorrad zerrt, und es Toshi dadurch noch schwerer hat, die Dicke aufrecht zu halten. Mal abgesehen von einer stinkenden Kupplung, wenn es gilt, in der Kurve anzufahren, weil man sonst in irgendeinem Loch stecken bleibt. Das Motorrad hat mehr zu arbeiten, wenn so ein Beiwagen dran hängt als wenn zwei Leute auf dem Motorrad sitzen. Alles nichts Neues. Aber es kam schlimmer.
Cisco holte uns am vergangenen Freitag aus Antigua ab. Wir waren auf dem Weg nach San Marcos zu seinem Haus am Lago Atitlàn. Ich halb tot im Beiwagen. Alle Muskeln taten mir weh. Der Helm wog gefühlte Tonnen.
Die Straße nach Chichinango war ein Traum. Mehr als 6 Topes gab es nicht. Dann ging es noch geteert in engen Kurven und Kehren den Berg hinab Richtung San Pedro. Das ging gut. Doch schon da dachte ich an die Kupplung auf der Rückfahrt. Das Ganze wieder hoch, wo möglich hinter einem Eier transportierenden TucTuc. Was für eine Vorstellung.
Die Straße löste sich auf und zwischen San Pedro und San Marcos ging es in ebenso engen Kurven und Kehren den Berg steil herunter. Sand, Steine und Potwholes. In San Marcos irgendwie angekommen, wurde an der Dorfeingangsschranke vom Ortspolizisten 5 Qzt Eintrittsgebühr verlangt. Wir hatten nur einen 100 Qzt Schein und wechseln konnte der Polizist nicht.
Cisco regte sich als Hausbesitzer so auf, und als der Polizist ihm den Motorradschlüssel vom Motorrad abziehen wollte, ist er geplatzt. Ich war schon wieder ganz fertig, und gar nicht für Diskussionen aufgelegt. Allein die Fahrt war schon erschöpfend gewesen.
Am Eingang und am Ausgang jedes Dorfes am Lago Atitlàn, das noch aus Zeiten der Guerrilla stammt, ist eine Schranke. Nach 22 h kann kein Fahrzeug mehr passieren. Selbst Taxis aus anderen Dörfern müssen Wegezoll zahlen. Keiner weiß wofür. Keiner fragt besser nicht nach und zahlt die umgerechnet 60 Cent.
Also kamen dann auf den Dorfplatz noch die Oberpolizisten, die lauthals mit Cisco diskutierten. Daneben die Unterpolizisten. Am Ende verlangten sie auch noch unsere Papiere, auf denen ich sicherheitshalber sitze. Also Rollstuhl abladen, ich hinein, und Papiere rausgeholt. Wir zahlten die 5 Qzt, und auf dem offiziellen Papier stand Meinungsverschiedenheit als Begründung. Wieder was gelernt. Der Rollstuhltrick hatte das erste Mal nicht funktioniert.
Nachdem die Jungs im Hippiedorf noch Croissants, Sauerteig- und Vollkornbrot erstanden hatten, konnte es endlich in das sehnlichst herbei gewünschte Haus mit Liegemöglichkeit gehen. Über eine weitere Löcher- und Schotterstraße erblickten wir das Tor.
Doch der Schock war immens. Eine Abfahrt des Grauens lag vor uns. Ungelogenl Toshi errechnete später die Steigung bzw. das Gefälle. Es lagen 20° bzw. 37% Abfahrt vor uns. Das Ganze versehen mit einer Kehre bis wir am Parkplatz unten angekommen sein sollten. Ich war dem Weinen, der Wut und der Panik nah, und lag dem armen Toshi, dem es ja nicht anders erging, mit Wimmern, Fluchen und allerlei Unerbaulichem im Ohr. Er trug schwer an seiner Verantwortung. Wir mussten runter. Keine Alternative. Auf 3 vorwärts runter, mit der Schnauze vorwärts in die Bucht, mit dem Arsch noch gedreht und dann rückwärts runter. Erleichtert, aber nicht glücklich erreichten wir den Parkplatz. Hatten wir doch die Auffahrt augenblicklich vor Augen.
Sofort verdrängen und nach vorne schauen auf die 60 Stufen, die es auch noch bis ganz unten auf das Wohnniveau, das auf Seehöhe liegt, zu bewältigen gab. Adrenalin und Endorphine helfen, wenn es um Höchstleistungen geht. Von 10h bis 17h Anspannung. Das war ein Tag! Guatemala zeigte sich von seiner harten Seite.
Und da begannen sich, auch in Toshi echte Zweifel an unserem Projekt einzuschleichen. Denn es heißt: Die Straßen werden noch schlimmer werden. Er wurde in sich gekehrt, und sagte mir 2 Tage später, dass er seine Zuversicht verliere. Ein echter Tiefpunkt mit Krankheit und verzerrtem Muskel bei Toshi im rechten Arm. Ich hatte eh schon oder noch keine Sprache mehr, und da es dort auch kein WiFi gab, meditierte auch Toshi mit Blick auf den Lago Atitlàn. Sonntags brachte Toshi die Dicke die Auffahrt mit Hilfe von Cisco wieder hoch, und parkte sie 2 Häuser weiter im Hostel in San Marcos. Denn Cisco musste am Montag wieder in die Firma. Also musste Toshi am Ende nur mich hoch kriegen, was wir mit Gurten und Cisco sonntags noch übten. Anastasio, die gute Fee Ciscos, der das Haus versorgt, wenn Cisco nicht da ist, half uns dann 4 Tage später hoch. Nicht ohne einer schlaflosen Nacht davor.
In den 6 Tagen in diesem traumhaften Anwesen mit direktem Blick auf die Vulkane; auf Fischer in ihren Minibooten, die mit Reihern um Fisch konkurrieren; auf Stehpaddler, die das Ganze als Yoga verkaufen und Kajakfahrer; auf die sogenannten Chickenboats, die wie Wassertaxis permanent über den See fahren; auf Menschen, die meditieren, Yoga oder Taichi auf Stegen ausüben, die in den See rausgehen, verbrachten wir viel Zeit mit Ruhen und Schweigen. Wir sahen morgens die Sonne hinter den Vulkanen aufgehen und wie sie sich über Tag allmählich bewölkten. Morgens war der See spiegelglatt und ab mittags brachte der Wind Wellen auf den See. Die Farbe wechselte von türkis blau grün in anthrazit. Abends lösten sich die Wolken meistens auf. Sterne und ein liegender Mond waren zu bestaunen.
Toshi kochte mir leichte Mahlzeiten, wie z.B. eine Blumenkohlsuppe, die ich trinken konnte. Erst allmählich wurde ich stärker. Es war an der Zeit zu reden. Über Ängste, Sorgen, Verletzungen und unsere nahende Zukunft. Wir brauchten einen ganzen Tag, um für uns zu klären, dass wir jetzt bis Panama weiterreisen, und dann entscheiden, wohin es für uns weitergeht. Damit konnten wir dann gut zum Cisco in die Nähe von Guatemala Stadt fahren. Die Straße war genauso schlimm wie hin. Toshi vollbrachte eine ziemliche Meisterleistung. Auf der Hinfahrt war ich ja im Dämmer. Erst bei der Rückfahrt nahm ich diese Straßenverhältnisse bewußt wahr.
Datum: Mittwoch, 30. Januar 2019, Position: Hostal Antigüeño, Antigua, Guatemala, Stimmung: Mittel!
Dann bleiben wir eben noch etwas…
Alt und älter: Stuckfassade und Volcán de Agua
Tja, an der Position seht Ihr es gleich, Ihr Lieben: Wir sind weiter in Antigua.
Und wir haben auch beschlossen, dann eben noch bis Freitag zu bleiben. Dann wollen wir versuchen, früh los zu kommen und uns mit Cisco am Lago Atitlán zu treffen. Dort wollen wir wieder etwas bleiben, und mit Hilfe von Ciscos Ratschlägen auch unsere weitere Route durch Zentralamerika etwas genauer planen.
Heikes Krankheit hat sich gestern nur langsam verbessert, und wir haben uns gesagt, dass es keinen Sinn hat, jetzt einen anstrengenden Fahrtag einzulegen, nur um dann in Chichicastenango zu sitzen, und darüber traurig zu sein, nicht auf den berühmten Markt gehen zu können, weil Heike nicht fit genug dafür ist.
Entsprechend gibt es natürlich auch nicht allzuviel zu berichten.
Heike hatte heute Nacht wohl immerhin kein Fieber mehr, fühlte sich aber nach wie vor sehr krank, und klagte immer wieder über Schmerzen. Heute morgen ging es ihr schon etwas besser, und wir hoffen natürlich, dass es weiter bergauf geht.
Durch die unruhige Nacht hatte ich die Gelegenheit, öfters auf den Vulkan zu lauschen. Und, was soll ich sagen: Kaum ein vernehmbares Rumpeln heute Nacht. Keine klirrenden Fensterscheiben. Anscheinend hat auch so ein Vulkan seine besseren und schlechteren Tage…
Oh, und natürlich haben wir den Canadischen KLR-Fahrer nach dem Namen gefragt: Er heißt Che! Im Ernst! Er sagt auf Nachfrage dann dazu, seine Eltern seien Hippies. Nun, wenn der Name mal keine ganz besondere Berufung ist, für einen Motorradreisenden in Süd- und Mittelamerika! Good luck and safe travels, Che!
Und ich habe gestern immerhin einen Bogen unserer neuen Sticker geschnitten. Das sind 49 Stück, und es dauert gar nicht mal so lange so einen ganzen Bogen zu zerteilen. Jetzt sind noch elf Bögen übrig. Vielleicht ist heute ja noch ein weiterer dran.
Im direkten Vergleich können die Sticker aus Cobán zwar nicht mit der Qualität der aus Deutschland mitgebrachten mithalten. Aber immerhin haben wir jetzt genug zum Verschenken. Denn das macht immer wieder Spaß und sorgt für leuchtende Augen!
So weit einstweilen. Bis bald, Ihr Lieben!
Datum: Dienstag, 29. Januar 2019, Position: Hostal Antigüeño, Antigua, Guatemala, Stimmung: Ging schon besser!
Betthüten statt Lavaglühen
Indigen: Handarbeiten
Guten Morgen (Mittag, Abend, Nacht…) Ihr Lieben in der Welt.
Es hatte sich die letzten Tage schon angekündigt, wurde immer deutlicher, und jetzt ist es klar: Heike hat ihre Erkältung, die sie ja eigentlich schon seit Puebla, Mexico, so als On-Off-Belastung mit sich herum schleppt, jetzt wohl endgültig ausgebrütet. Ignorieren zwecklos!
Nachdem wir gestern nach einem gemütlichen Vormittag noch etwas in die Stadt gegangen sind, Heike aber schon fror, und wahrscheinlich auch schon etwas fiebrig war, hat sie sich heute nach dem Frühstück wieder ins Bett gelegt. Dicke Decken und Ruhe! Hoffen wir, dass es schnell hilft.
Eigentlich hatten wir ja vor, heute in der Umgebung des aktiven Volcán Fuego einen Platz zum Übernachten zu finden, von dem aus wir nachts die glühende Lava beobachten können.
Aber das haben wir uns eigentlich gestern abend schon abgeschminkt. Hat ja keinen Sinn bei Heikes Zustand.
Jetzt haben wir hier im Hostal noch eine weitere Nacht gebucht. Während Heike ruht, will ich mal versuchen, meine Eindrücke der letzten Tage zum Besten zu geben.
Heike sagte ja schon, dass die Route von Purulhá nach Antigua eher unspektakulär war. Eine Begebenheit war neben den Motorradakrobaten an der Tanke aber noch bemerkenswert: Das zweite Mal auf dieser Reise, dass wir an einer Polizeikontrolle angehalten wurden. Abgesehen von den fest installierten Checkpoints, an denen man immer stoppt, dann aber meist weiter gewunken wird.
Also anhalten, Helme aufklappen, lächeln und artig ‘Buenos Dias!’ sagen. ‘Tienes documentos?’ Klar haben wir. Also ganz langsam Handschuhe aus. Dann erst mal den Helm ab (gib ihnen Zeit, den Rolli zu entdecken, und alles genau anzusehen!). Ein paar Fragen, woher, wohin? Und dann, als ich absteige, weiter schön tranquilito, und mich anschicke, nach den Papieren zu kramen, heißt es plötzlich : ‘Esta bien, Señor! Adelante!’ Und ohne weitere Kontrolle der Papiere oder gar Schmiergeldforderung, (logischerweise unsere sofortige Befürchtung angesichts der erhobenen Polizistenhand) dürfen wir einfach weiter fahren. Gut gelaufen für uns! Wir hoffen natürlich, dass wir damit weiterhin so gut durch kommen. Sicher sind wir aber nicht. Das kann noch ganz anders kommen, weiter Richtung Süden.
Heike hat ja schon vom Rumpeln des Vulkans berichtet, und vom Aschestaub, der alles in kürzester Zeit bedeckt. Das Rumpeln ist Nachts schon wirklich beeindruckend deutlich zu hören, und man kann das Wasser im Glas auf dem Nachttisch sich kräuseln sehen. Krass!
Gestern kam hier ein weiterer Motorradreisender an. Tatsächlich haben wir ihn noch nicht nach seinem Namen gefragt. Erstmal unwichtig. Er ist Kanadier, und fährt eine KLR, genau wie Jesse und Simon, die anderen Kanadier, die wir getroffen haben. Er hat in Südamerika angefangen, und ist auf dem Weg nach Norden. Und er hat ein Problem mit Ölverlust, das ihn sehr bedrückt, was wir natürlich sehr gut verstehen können! Heute ist er nach Guate City gefahren, um die Wellendichtringe zu besorgen. Wir drücken die Daumen, dass die Reparatur diesmal klappt. Einmal hat er es nämlich schon erfolglos versucht.
‘Hacemos Antigua acesible’ ist ein guter Witz. Nicht, dass wir hier her kämen, und perfekte Rollstuhlzugänglichkeit erwarten würden. Aber hier gibt es auf einigen Gehwegen alle zehn Meter eine wunderschöne Azulejo-Kachel mit einem Rolli drauf. Nur, eigentlich ist der Gehweg eine reine Schlaglochpiste. An den Kreuzungen findet man Rampen die auf die Straße herunter führen, die aus dem gröbsten und losesten Steinpflaster besteht. Kaum allein mit dem Rolli zu überqueren, ich habe größte Mühe beim Schieben auf den Hinterrädern! Ja, immerhin stehen auf den markierten Gehwegen keine Schilder- oder Lampenpfosten im Weg. Bloß die zum Teil recht steilen Rampen in die Hauseinfahrten, auf denen Heike fast aus dem Rollstuhl kippt, sind wirklich eine Herausforderung. Und es ist eben ziemlich bumpy.
Aber klar, man könnte hier mit viel Geld alles perfekt rolligerecht gestalten. Nur wäre dann wohl auch ein großer Teil des Charmes dieser UNESCO Kulturerbe-Stadt verloren. Wir genießen die Stadt, wie sie ist, auch wenn das mit Anstrengung verbunden ist.
Und wir sehen auch: Die Bemühungen um die Zugänglichkeit sind es natürlich alle male wert! Selbst die kleinen Verbesserungen scheinen ja vor allem auch in den Köpfen der Menschen etwas zu bewegen. Und das zählt wohl am meisten.
Wenn Leute uns auf dem Gehweg Platz machen, und wir uns bedanken, werden wir meist gegrüßt, und es folgt ein freundliches ‘De nada!’ oder ‘Que le vaia bien!’ Und das in einer von Touristen (die wir ja nun erkennbar auch sind) fast überlaufenen Stadt. Schön!
So, jetzt schaue ich mal ans Krankenlager, und vielleicht mache ich mich dann mal daran, unsere 588 in Coban gedruckten Sticker, die auf ein paar riesigen Bögen ausgehändigt wurden, in Streifen zu schneiden. Als Rolle sind sie doch etwas unhandlich, und zum Weitergeben brauchen wir sie natürlich einzeln.
Euch allen Zuhause und in aller Welt alles Liebe! Bis demnächst!
Datum: Samstag, 26. Januar 2019, Position: Ranchito de Quetzal, Purulha und Antigua Guatemala , Stimmung: Mittel!
Antigua: Tor und Wasservulkan
Ihr Lieben, Schönen und Guten!
Nachdem wir Coban verlassen hatten, ging es direkt zum Ranchitos Del Quetzal! Die Ranchitos liegen im Regenwald, und es tropft den ganzen Tag von den riesigen Blättern. Allerlei Flora ist zu betrachten. Sicher wäre es ein Spaziergang durch den Urwald wert gewesen, aber für mich unmöglich. Die Abendstimmung mit dem über die Berge herunter kriechenden Nebel, den Geräuschen der Tiere des Dschungels und am Ende unser kleines Glashaus mitten im Wald. Unbeschreiblich!
Obwohl wir bei Morgendämmerung um 6h auf der Matte standen, und bis 8h auf den Quetzal warteten, zeigte er sich uns nicht. Heute morgen haben wir erfahren, dass wir ihn besser in Costa Rica zu Gesicht bekommen werden. Also, noch eine Chance.
Also sind wir gegen 10h Richtung Antigua aufgebrochen. Gewarnt vor der Straße 7W sind wir über die 5 und die 14, eine zwar recht gute Straße, aber durch eine der unwesentlichsten Landschaften gefahren, die wir bisher hatten. Außer ein paar junge wilde Biker, die auf einer Tankstelle irre Kunststücke auf ihren Bikes veranstalteten, war kaum etwas zu sehen. Die Landschaft kahl und staubig. Wegen des Sonntags etwas geringeren Verkehrs dauerte es nicht lange, Guatemala Stadt zu durchqueren. Guatemalas Hauptstadt liegt in Tälern und auf Hügeln weit verteilt. Interessant anzusehen.
Um 15h erreichten wir Antigua, und unser Hostal Antigueno. Ein hübsches, nicht ganz billiges Hostal. Sehr ruhig mit großem Garten und Nähe zum zentralen Plaza. Ein erster Sparziergang zeigte eine sehr touristische kleine Stadt. Die Spanier haben hier 18 Kirchen gebaut, und gewaltig missioniert. Es gibt hier sogar eine Kirchenruine in privatem Besitz, die für das Publikum nicht zugänglich ist.
Allerlei Restaurants und Coffeeshops sind zu bemerken. Wir konnten nur noch einen kurzen Blick auf den Volcano de Agua werfen bevor er in Wolken verschwand. Die anderen beiden, Fuego und Acatenango, die versetzt dahinter stehen, waren gar nicht zu sehen.
In Antigua, so sagt man, gibt es neben Lima in Peru, das beste Essen in Zentral- und Südamerika. Unser Host Christian meint, es läge daran, dass es viele Menschen aus anderen Ländern herzieht, die dann ihre landestypische Küche anbieten.
Mag sein. Am Abend waren jedoch an den Essensständen schon deutlich andere Gerichte zu finden, als bisher in Guatemala. Zum Beispiel Tortillas mit einer Hühnchenpaste, Avocado und Salsa Picante oder ein Rote Beete und Möhrensalat auf Tortilla (muy rico oder mhhhhhh!). Obwohl, die Hühnersuppe, genannt Kak’ik, die Carmelita uns in Coban zubereitet hatte, war so was von Wahnsinn und wird uns als eines der besten Gerichte hier im Gedächtnis bleiben.
Wir besuchten noch eine Brauerei, Antigua Brewing, und tranken ein leckeres, aber teures Bier. Ich mag die jungen von ihrem Business überzeugten Menschen. Visionen und Veränderung, Fortschritt. Er erzählte mir, dass er mit ein paar Freunden mit ein paar Ideen zur Stadtverwaltung gegangen ist, um die Stadt rollstuhlfreundlich zu gestalten. Und lacht und freut sich.
In der Nacht konnten wir den aktiven Vulkan hören. Es ist wie ein superlauter Kanonenknall, und dann fangen die Fenster an zu klirren. Heute liegt überall feiner schwarzer Aschenstaub herum. Sogar gerade auf dem Tablet während ich schreibe.
Später mehr.
Eintrag erstellt am Montag, 28. Januar 2019Datum: Sonntag, 20. Januar 2019, Position: Guatemala Petén Itza, Stimmung: Gut!
Guatemala sagt Hallo
Temple 1 in Tikal nach überlebter Fahrt mit dem Kleinlaster. Frisch am frühen Morgen
Ihr Lieben dieser unser aller wunderschönen Welt!
Das Bild passt nicht so ganz, es ist der Zeit etwas voraus. Ihr entschuldigt! Ich habe gerade kein anderes.
Es regnete leicht als wir Belmopan verließen. Es regnete mehr, als wir unterwegs zur Grenze nach Guatemala waren.
Der Grenzübergang wäre auch diesmal zügig vonstatten gegangen, wenn nicht zu allem Überfluss Sonntag gewesen wäre, und wir nicht einen Kopierer gebraucht hätten.
Denn für die gute Customs Fee Vivian Alterio brauchten wir eben diesen, da sie von allen gestempelten Papieren eine Kopie benötigte. Tja, Copyshop am Grenzposten zu, es sollte einer von uns in die Grenzstadt fahren, um im dortigen Copyshop die Kopien zu machen. Da ich wie immer beim Beiwagen stand, und das Gefährt ja immer jemanden anzieht, fragten wir den halt nach einem Kopierer. Dieser meinte, dass die Desinfektionsstelle einen hätte.
Ja, das muss immer sein. Beim Grenzgehen werden die Gefährte mit Gift bespritzt. Irgendwie lächerlich, denn auf beiden Seiten der Grenze ist ja der gleiche Dreck. Also nahmen wir uns ein Herz, und fragten. If you don’t ask, the answer is no! Für ein Trinkgeld im Gegenwert einer Cola war die Sache gebongt, und wir wieder on the road. Schneller als gedacht.
Hallo Guatemala! Schon gleich fiel (Mit “f” für Dich, mein lieber Ralph) auf, dass es mehr Hütten aus Holz oder Wellblech mit Palmenbedeckung gab, die Menschen ärmlicher leben. Die Frauen im typisch gualtemaltekischen Rock und als Top in passender Farbe eine gehäkelte “Tischdecke”. Mehr Pferde an den Straßenseiten. Mehr suizidale Hunde, die wie sie wollen, die Straße nehmen. Ich oft Schweißausbrüchen nahe. Die Straßen soooooweit ok. Bis dahin, jedenfalls. Fast noch mehr begeisterte Menschen und Kinder in den Straßen.
Nach einem Frühstück in der Grenzstadt machten wir uns auf zum Lake Petén Itza. Wir fanden am späten Nachmittag ein Hotel, an dem es auch erlaubt ist zu campen. Inbegriffen Duschen und Klobenutzung. Direkt am See stellten wir unsere Bleibe auf, genossen den Blick auf den See. Es war ziemlich frisch, und so ging ich früh in meinen Schlafsack währenddessen die Anderen auf den “Bloodmoon” warteten. Denn es hatte zur Freude der Anderen aufgeklart.
Plaza von Coban Guatemala
Es ging superfrüh raus. Um 6h. Kalt und erst hell werdend, wurde zusammengepackt und aufgerödelt. Es ist ein all morgendlicher Sport für Toshi zu versuchen, möglichst schnell einzupacken. Er tut mir oft leid, dass ich ihm so gar nicht behilflich sein kann.
Tikal ist groß. Sehr groß. Sehr rollstuhluntauglich. Selbst die 1,5 km bis zum eigentlichen Hauptplatz der Ruinen, nämlich des Friedhofs, der von Tempel1 und Tempel 2 begrenzt wird, ist schon eine Herausforderung. Drumherum sind aber noch etliche Tempel weit verteilt. Das Areal ist fast ein Tagesmarsch aus der Sicht einer, die nicht maschieren kann. Es sollen in der Stadt Tikal ca. 20000 Menschen gelebt haben. Drumherum dazu noch einmal 1 Millionen. Drei Könige hat man dort gefunden.
Es gab für solche wie mich einen Shuttleservice, einen Kleinlaster mit Bänken aus Plastik. Eine zusammen genagelte Leiter half den Aufsteigenden beim Hochkriechen. Ich durfte in die Kabine, Toshi hinten drauf. Kein Gurt und keine Ahnung davon, was für ein Weg folgen würde.
Ich erspare euch weitere Details. Nur soweit: Adrenalin, Panik und Erleichterung als wir anhielten. Gefühlt gestorben als es die Steigung runter ging. Zurück quetschte sich Toshi zu mir in die Kabine. Der Fahrer fand das nicht so gut. Es ging schließlich um mein Leben! Es war mir mal egal.
Tikal ist cool, sehenswert und nur was für Extremsportler. Selbst die beiden Jungs konnten den letzten Tempel nicht mehr nehmen. Dabei sind die fast 30 Jahre jünger.
Für mich ist es häufig anders sehr interessant, wenn ich da so rumstehe, beobachte und warte. Oft kommt jemand, setzt sich neben mich, plaudert eine Weile, und dann kommt der Nächste. Manche erzählen auch einfach von sich, ihren Familien oder Lebenserfahrungen. Zu den Sehenswürdigkeiten bekomme ich die relevanten Informationen zu wer, wann, in welchem Jahrhundert, was von wartenden Guides. Und zwar gratis. Tja, und selten nervt auch mal jemand. Ich kann ja nicht weg und sagen: “Entschuldigung, ich suche mal die Keramik auf”.
Am Abend erreichten wir Florés, Petén. Ein schnuckeliges, sehr touristisches kleines Dörfchen auf einer Insel mit Brückenzufahrt. Wir fanden ein günstiges Hotel mit Parkmöglichkeit auf der Rückseite, die nur über eine mit Wasser überströmte Strasse erreichbar war. Tja, es passierte, was nach so einem anstrengenden Tag passieren musste: Die Steine glitschig, ruschte das Hinterrad der Dicken weg, und die Dicke mitsamt Toshi lagen im Wasser. Jesse, der nicht mehr bremsen konnte gleich mit. Schreck, Schock. Selbstverständlich hatte ich Angst, dass den beiden etwas passiert sein könnte. Zum Glück war Jesse und Toshi nichts passiert. An Jesses Motorrad war etwas abgebrochen. Aber nichts, was nicht zu reparieren ist.
Das war für uns Zwei ein wirklich langer und sehr anstrengender Tag. Zu mehr als Abendessen und ein Abendbierchen waren wir 2 nicht mehr fähig. Zumal mir meine Erkältung noch zu schaffen machte. Die beiden Jungen gingen sogar noch Kajak fahren.
Eher wenig ausgeruht und ich nach wie vor kränklich, ging es am nächsten Morgen weiter. Unser Ziel war Coban. Nach ein paar Erledigungen in der Stadt San Elena begann eine Horrorstrasse. Mit das Schlimmste, was wir bisher gemeistert haben. 10km spitze Steine, zerbrochener Asphalt, tiefe große Löcher mit Wasser gefüllt, sandigen Abschnitten und häufig der Wahl zwischen Pest und Cholera. Motorrad oder Beiwagen opfern.
Jeder Schlag glich einem Schlag ins Genick. Mir tat am Ende alles weh. Besonders die Beine, die nur so im Beiwagen herumtanzten. Alles geriet dort unten durcheinander. Vor lauter Ärger, Anspannung und Schmerz musste ich ständig weinen. Danach wurde es besser, aber nicht gut. Für die Strecke nach Coban hatte das Navi 3,5 Stunden ausgerechnet. Wir brauchen am Ende 7,5 Stunden bis zu unserem Hostel in Coban.
Und als wäre es nicht genug, war das Hostel voll belegt. Wir hätten nur noch campen können, was die zwei Jungs auch taten. Das schafften wir beide nicht mehr. Toshi körperlich, ich körperlich und psychisch am Ende. Nebenan in ein mieses und teures Hotel eingecheckt. Erstens, weil wir nichts anderes mehr suchen wollten, und zweitens, weil die Jungs morgens ja weiterfahren, und wir sie verabschieden wollten.
Tja, zum x-Mal: Das ist eben der Preis, den man zahlt, wenn man nicht beizeiten stoppt, und eigene Grenzen überschreitet. Altes Thema, neues Kleid.
Der Abschied von den Beiden fiel uns schwer. Wir waren ein tolles Team! Doch andererseits wurde uns mal wieder klar, was Reisen für uns bedeutet. Langsam Dinge auf sich wirken lassen. Mit den Kräften haushalten. Das Reisetempo dem Gespann und Besatzung anpassen, so dass nicht alle am Ende grottenfertig sind, und dann auch noch Erschöpfungsunfälle passieren.
Wir konnten zu unserer großen Freude hier im Hostel Casa Tenango unterkommen. Und nachdem Felix aus Bagnang und sein 5jähriger Sohn Silas mit uns Zimmer tauschten, war alles perfekt. Ein liebevoll von einer verwitweten Gualtematekin geführtes Haus mit nettem Team. Ein kleines Zuhause für 3 Tage.
Wir regenerieren langsam. Ordnen uns, unsere Fracht und unsere Seelen. Organisieren einiges zur Weiterreise morgen. Manche Riemen kamen zum Schneider. Neue Sticker machen lassen. Ein Trinkrucksack für Toshi gekauft. Wäsche gewaschen, Rollstuhl geputzt. Kaffee gekauft. Denn hier ist Kaffeeanbaugebiet. Lecker Kardamonkaffee erstanden. Mhhhh!
Morgen geht es auf eine Ranch weiter im Süden, auf der der selten zu sehende Quetzal, ein Vogel, wohl morgens auftauchen soll, da sie in einem Biotop liegt. Er ist das Wahrzeichen Guatemalas und bestückt die Flagge von Guatemala. Wäre doch toll, wenn wir Glück hätten!
Alles Liebe in die Welt von Heike und Toshi aus Coban Guatemala!